bauMAGAZIN: Seit 1974 hat sich Kränzle zum Spezialisten für Hochdruckreiniger entwickelt: Im Umkehrschluss bedeutet das, dass Sie in diesem Jahr das 50-jährige Jubiläum feiern dürfen. Erklären Sie unseren Lesern doch bitte, was dieses Jubiläum für Sie bedeutet und wie Sie diese Unternehmensentwicklung eines halben Jahrhunderts heute betrachten.
Mario Fritz: Was viele nicht wissen: Das erste von Kränzle entwickelte Produkt war gar kein Hochdruckreiniger. Begonnen hat alles im Grunde mit der Herstellung von Schnellkupplung. Die ersten Drehteile der Firma Kränzle wurden quasi noch auf dem Küchentisch entwickelt und von der ganzen Familie montiert. Daraufhin hat sich der Ein-Mann-Familienbetrieb Stück für Stück weiterentwickelt. Die ersten Mitarbeiter kamen dazu und 1973 kam mit der erst Abschaltpistole dann auch das erste Qualitätsprodukt aus der eigenen Entwicklung, welches sich über Mundpropaganda auch recht schnell verbreiten ließ. Diese wurden noch auf die entsprechenden Auftraggeber gelabelt. Im Jahr 1985 kam dann mit dem »Putzi« der erste tragbare Hochdruckreiniger, der bereits die entscheidenden Merkmale aufwies, für die die Maschinen von Kränzle bis heute bekannt sind: eine lange Laufzeit, eine hohe Verlässlichkeit und trotzdem einfach zu reparieren.
bauMAGAZIN: Gezeigt hat sich in 50 Jahren aber auch, dass Kränzle großen Erfindergeist bewiesen hat: Was war Ihrer Ansicht nach ausschlaggebend für den Erfolg des Unternehmens? Hat am Ende der eigene Qualitätsanspruch auch den Anwender überzeugt?
Mario Fritz: Der Grundsatz war immer: Wenn ich das Gerät anschalte, muss es funktionieren – egal was kommt. Und das setzt natürlich voraus, dass der eigene Qualitätsanspruch sehr hoch sein muss. Wir haben als Slogan für das 50-jährige Jubiläum in diesem Jahr »50 Jahre nachhaltige Qualität« gewählt. In allen Branchen wird seit einigen Jahren starkes Greenwashing betrieben, Unternehmen versuchen sich gut darzustellen und nachhaltiger zu wirtschaften. Als Kränzle haben wir gemerkt, ok, dafür müssen wir gar nicht viel tun, denn wir bauen Produkte, die lange leben und immer wieder repariert werden können. Ein Beispiel: Selbst heute noch bringen wir Produkte von Anwendern in die Reparatur, die über 30 Jahre auf dem Buckel haben. Teilweise müssen nur Dichtungen getauscht werden. Ein großer Vorteil dürfte sicherlich auch sein, dass wir unsere Ventile und Dichtungen so bauen, dass diese auch in die älteren Geräte passen. Unsere Produkte sind deshalb so nachhaltig, weil sie komplett weg sind von der Wegwerfmentalität der heutigen Zeit.
Ludwig Kränzle: Die Komponenten aus Messing, Edelstahl oder Aluminium sollen auch nicht hinter der Verkleidung versteckt sein, der Kunde soll sehen, dass hochwertige Materialien verbaut sind.
Mario Fritz: Und das hat, der Ehrlichkeit halber, aber auch seinen Preis. Wir setzen auf hochwertige Materialen, die sich letztlich natürlich auch preislich niederschlagen. Deshalb zeigen wir bei den Hochdruckreinigern auch bewusst den Pumpenkopf vor der Verkleidung. Grundsätzlich lässt sich sagen: Die erste Investition ist für den Anwender ohne Zweifel höher, zahlt sich mit der Laufzeit dann aber aus. Das ist, salopp gesagt, eine schlechte Geschäftsstrategie, da unsere Hochdruckreiniger schlichtweg zu lange leben. Intern sagen wir gern: Für jeden neuen Hochdruckreiniger brauchen wir immer auch einen neuen Kunden. Der Erfolg von Kränzle lässt sich also durchaus am eigenen Qualitätsanspruch festmachen. Dazu kommt, dass wir auf Händler setzen, die hinter diesem Maßstab stehen und unser Verständnis von Qualität teilen. Insgesamt haben wir 1 200 aktive Händler in Deutschland, das Kernhändlernetz liegt bei rund 100 bis 120 Stück. In unserem Schulungszentrum in Illertissen setzen wir darauf, unsere Philosophie zu vermitteln.Der Anspruch ist, unsere Geräte nur von Händlern vertreiben zu lassen, die das Produkt leben und insbesondere den Preis mit der hohen Qualität nachvollziehbar ins Verhältnis setzen können.
bauMAGAZIN: Ich würde gern auf die aktuellen Neuentwicklungen eingehen: Was steht für Kränzle momentan im Mittelpunkt?
Mario Fritz: Das betrifft aktuell zwei Dinge: Zum einen unsere neue Hochdruckreiniger-Serie Primus RP Serie für Kaltwasser und zum anderen unsere neuen Thermgeräte der »therm-RP«-Serie, von der es aktuell auch ein Jubiläumsgerät in einer besonderen Farbausführung gibt. Ein Thema stellt im Übrigen auch die Entfernung von Graffiti dar – ein Themenbereich, der insgesamt eine Nische unseres Geschäfts darstellt aber eine steigende Nachfrage erfährt, da das Entfernen von Graffiti hohe Anforderungen an die Geräte stellt.
bauMAGAZIN: Aktuell spricht die Baubranche von unruhigeren Zeiten: Wie beurteilen Sie das mit Blick auf die geopolitische Entwicklung, gestiegene Baukosten und verunsicherten Investoren? Bekommt Kränzle das im Bausektor ebenfalls zu spüren?
Ludwig Kränzle: Durch die Corona-Pandemie sind wir noch gut durchgekommen, die Auftragslage war erstaunlich gut. Wir hatten mitunter lange Lieferzeiten und konnten starke Umsatzzahlen verzeichnen. Die Nachfrage hat dann aber spürbar im Sommer 2023 nachgelassen. Wir hatten dann schon Bedenken wie sich das Geschäftsjahr 2024 entwickeln würde, können jetzt aber wirklich zufrieden sein. Trotzdem sehen wir die geopolitische Entwicklung, die Baupreisentwicklung und die hohe Zinspolitik für den Hausbauer. Es ist schwer zu sagen, wo sich die Branche aktuell hin entwickelt. Wenn ich die Materialpreisentwicklung beobachte stellt sich die Frage, wer hier eigentlich die Spekulanten sind. Momentan fällt eine verlässliche Prognose für das laufende Geschäftsjahr zwar schwer, aber dennoch bleiben wir optimistisch.
bauMAGAZIN: In 50 Geschäftsjahren kann so einiges passieren, weshalb sich schnell die Frage stellt, was alles besser geworden ist. Ich würde an dieser Stelle aber ganz bewusst etwas anderes fragen: Was hat sich auch nach fünf Jahrzehnten bei Kränzle NICHT geändert?
Mario Fritz (lächelt): Tja, ein gutes Beispiel dafür ist ein Slogan, den wir kürzlich aus der Schublade gekramt haben: »Lieber perfekt als billig«. Dieser Leitgedanke stammt aus dem Jahr 1976 und ist sicherlich auch nicht mehr zeitgemäß. Er soll aber widerspiegeln, dass wir durchaus selbstbewusst auf unsere 50-jährige Entwicklung blicken und stolz darauf sind, in all der Zeit einen so hohen Qualitätsstandard auf den Weg gebracht zu haben.
Ludwig Kränzle: Ich denke, an dieser Stelle darf nicht vergessen werden, dass wir mit der Entwicklung unserer Lösungen tatsächlich am Küchentisch, in der Garage und im Keller gestartet sind. Alles was Kränzle heute hat, beruht auf der Idee und dem Mut eines einzelnen Mannes. Mittlerweile verfügt das Unternehmen über neun hochmoderne Fertigungshallen und beschäftigt in Illertissen über 240 Mitarbeiter. Es war ein langer und zuweilen harter Weg, um sich dieses Selbstbewusstsein zu erarbeiten.
bauMAGAZIN: Abschließend würde ich Sie um eine Prognose für das laufende Geschäftsjahr bitten: Wie haben sich die Geschäfte bisher für Kränzle in 2024 entwickelt?
Ludwig Kränzle: Es läuft besser wie erwartet. Wir gehen davon aus, in diesem Jahr den Umsatz vom Vorjahr zu erreichen, eher sogar zu übertreffen. Das Wachstum befand sich jetzt lange Zeit auf sehr hohem Niveau. Sichtbar wurde das bei unseren Kunden immer dann, wenn unsere Lieferzeiten entsprechend lang waren. Bei Heißwasserhochdruckreinigern beispielsweise betrug das zu Corona-Zeiten und auch danach teils acht bis zwölf Wochen, manchmal sogar noch mehr. Mit Blick auf die aktuelle Situation dürfen wir sehr zufrieden sein und freuen uns, dass wir das hohe Niveau auch in unserem Jubiläumsjahr halten dürfen.d