Nicht mit typisch britischem Understatement, sondern selbstbewusst und offensiv haben die Verantwortlichen von JCB im südspanischen La Manga nahe der Hafenstadt Cartagena eine ganze Reihe von Neuheiten aus beinahe allen Produktkategorien vorgestellt, mit denen das britische Unternehmen seine Stellung als drittgrößter Baumaschinenhersteller der Welt auch künftig untermauern will. »JCB hat 2011 beim Umsatz um 30 Prozent zugelegt und damit eine höhere Wachstumsrate als der Gesamtmarkt, dessen Umsatz um 18 Prozent anstieg«, erklärte Alan Blake, seit Anfang 2010 CEO von JCB, in La Manga. Er kündigte zudem an, dass JCB auch in den kommenden Jahren weiter wachsen werde, wobei der Schwerpunkt bei den Neuentwicklungen auf den Themen Effizienz, Produktivität und Umweltfreundlichkeit liege. Darauf verwies in La Manga auch Tim Burnhope, neuer Chief Innovation Officer bei JCB. »Die Anzahl der hier in La Manga neu präsentierten Maschinen ist eine der größten in der Geschichte von JCB«, sagte Burnhope, mit denen JCB seine Innovationsfähigkeit wieder einmal unter Beweis stelle. Zu den Neuvorstellungen zählten neben der JS-Baggerreihe (11 bis 46 t), dem Schwerlast-Teleskoplader 550-80, den Kompaktladern 135, 155 und 155T, dem Minibagger 8026 CTS vor allem das neue Radlader-Flaggschiff 457. Dessen 8,9-Liter-Motor mit 250 PS (186 kW) erfüllt die neuen Emissionsrichtlinien gemäß der Abgasstufe IIIB/Tier IV interim und bietet im Vergleich zum Vorgängermodell mehr Leistung und ein höheres Drehmoment bei geringerem Kraftstoffverbrauch.
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Bilder: Michael Wulf, SBM Verlag
Alan Blake ließ in seiner Einschätzung für das Jahr 2012 keinen Zweifel daran, dass dieses sich für JCB erneut positiv entwickeln werde, nachdem 2011 »insgesamt ein gutes Jahr« für die Baumaschinenhersteller gewesen sei. Die Märkte in den BRIC-Staaten – also in Brasilien, Russland, Indien und China – würden auch 2012 weiter wachsen, wodurch »die Unruhe in der Eurozone« ausgeglichen werde. Im Rückblick auf 2011 skizzierte Blake, dass JCB in den ehemaligen GUS-Staaten ein Plus von 51 Prozent verzeichnete, in Lateinamerika um 44 Prozent zulegte und in Asien um 28 Prozent. Auch auf den Märkten Mitteleuropas hat JCB die Umsätze um 23 Prozent gesteigert, wobei in der Euro-Zone die Märkte in Deutschland (+ 38 %), in Großbritannien (+ 31 %) und in Frankreich (+ 25 %) für die größten Zuwächse sorgten. »Sorgenkinder« sind dagegen Spanien (– 32 %) und Italien (– 31 %). Ferner sei es JCB gelungen, mit Marktanteilen von 45 und von 28 Prozent seine weltweit führende Stellung als Hersteller von Baggerladern und Teleskopladern weiter auszubauen.
Neue Motorentechnologien
Mit zahlreichen Investitionen in Produktion, Entwicklung und Service für seine mehr als 300 Maschinenmodelle werde JCB, so Alan Blake weiter, seine langfristige Wachstumsstrategie fortsetzen. Die Investitionen beliefen sich weltweit auf insgesamt rund 165 Mio. Euro. So wird das für 75 Mio. Euro gebaute Werk für Baggerlader und große Kettenbagger in Brasilien in diesem Jahr seine Produktion aufnehmen, insgesamt 43 Mio. Euro werden in die indische Baggerladerproduktion in Neu-Delhi investiert, dem nunmehr weltweit größten Baggerlader-Produktionsstandort. Außerdem hat JCB im Laufe der vergangenen Jahre in seine nordamerikanische Zentrale in Savannah (US-Bundesstaat Georgia) rund 48 Mio. Euro für die Planung, Entwicklung und Fertigung einer völlig neuen Baureihe von insgesamt 17 kompakten Rad- und Raupenladern investiert.
Darüber hinaus werde JCB in den kommenden drei Jahren etwa 37 Mio. Euro in die Entwicklung neuer Motorentechnologien investieren, um das Produktprogramm ab 2015 zu unterstützen, so Blake: »Wir sehen das als eine langfristig wirkende Investition, mit der JCB die Effizienz, die Produktivität und die Umweltfreundlichkeit seiner Dieselmax-Motoren weiter verbessern wird. Damit werden wir noch wettbewerbsfähiger und unsere Umsätze von 2015 an nachhaltig steigern können.«
Erfolgsgeschichte Dieselmax
Eine der größten Investitionen der gesamten Firmengeschichte sei zudem die Entwicklung des Motors JCB Ecomax T4 gewesen, mit dem sich JCB auf die anstehenden Emissionsgesetze für mittelgroße Maschinen einstellt. Rund 96 Mio. Euro wurden für die Forschung und Entwicklung eines neuen Verbrennungssystems dieses JCB Dieselmax der neuesten Generation ausgegeben – einer Lösung, die ganz ohne Nachbehandlung der Abgase auskomme und den Kraftstoffverbrauch signifikant reduziere. In diesem Zusammenhang wies Tim Burnhope darauf hin, dass die Motorentechnologie von JCB sich zu einer »einzigartigen Erfolgsgeschichte« entwickelt habe. So seien innerhalb von nur zehn Jahren rund 155 000 Dieselmax-Motoren produziert worden. Bei deren Entwicklung und Weiterentwicklung habe der Schwerpunkt, so Burnhope, vor allem auf folgenden Punkten gelegen: bessere Effizienz und Umweltverträglichkeit, höhere Leistung, mehr Komfort und geringere Kosten. Als Beispiel dafür führte er die Bagger der JS-Baureihe an, deren 19 Ketten- und vier Mobilbagger mit einem Gesamtgewicht von elf bis 46 t komplett erneuert wurden.
Neben einer neuen Kabine und dem überarbeiteten Design nannte er als »bahnbrechende Entwicklung« die erstmalige Ausrüstung einiger Bagger aus dieser Produktreihe mit dem Dieselmax-Motor, der bei bestimmten Modellen eine Kraftstoffeinsparung von bis zu 24 Prozent ermögliche. Immerhin um acht Prozent verbessern können habe man die Wirtschaftlichkeit der neuen Modelle JS240 (24 t), JS260 (26 t), JS330 (33 t) und JS360 (36 t), die die neuen Emissionsrichtlinien gemäß der Abgasstufe IIIB/Tier IV interim erfüllen. Die Verbesserungen im Kraftstoffbereich habe man durch die moderne Hydrauliktechnologie und die überarbeiteten elektronischen Steuersysteme erreichen können. Die neuen Tier-IV-Motoren basieren auf Isuzu-Technologie und verfügen über einen verstellbaren Turbolader, eine Abgasrückgewinnung und einen Partikelfilter. Im Vergleich zu den Vorgängermodellen, so Tim Burnhope, verringerten sich bei einer Betriebsdauer von 1 500 Stunden im Jahr die Kosten um 3 100 Euro (JS240) bzw. um 5 100 Euro (JS360).
Des Weiteren lege JCB sein besonderes Augenmerk auf den Kompaktladermarkt, so Burnhope. »Das Marktvolumen liegt bei 70 000 Einheiten pro Jahr«, sagte Burnhope. »Deshalb nehmen wir diesen Markt sehr ernst«, wie auch die Vorstellung der neuen Kompaktlader 135, 155 und 155T zeige. Die Vorzüge des neuen Schwerlast-Teleskopladers 550-80 und des neuen Minibaggers 8026 CTS stellte in La Manga Mick Mohan vor, Technischer Direktor von JCB. Mit im Mittelpunkt seiner Präsentation stand allerdings der neue Radlader 457, das aktuelle Flaggschiff der Radlader-Baureihe von JCB, der den 456 ablöst.
Angesichts der zahlreichen Neuheiten und des positiven Ausblicks der JCB-Vorstände zeigte sich auch Dr. Martin Thelen – bei JCB Deutschland zuständig für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit – zuversichtlich, auch in Deutschland weiter Marktanteile hinzugewinnen zu können. »Wachstumspotenziale sehen wir vor allem im Bereich der Mini-Bagger und der kompakten Lader«, sagte Thelen im Gespräch mit dem bauMAGAZIN. »Und dank der Effizienzverbesserungen bei den Baggern der JS-Baureihe erhoffen wir uns auch in diesem Segment einen Zuwachs bei den Marktanteilen.«
2 500 Maschinen in Deutschland
Für eine Prognose, wie viele Maschinen JCB 2012 in Deutschland absetzen wird, sei es allerdings noch zu früh. »Aber von der Tendenz werden es natürlich mehr sein als 2011«, sagte Thelen. Im vergangenen Jahr habe man in Deutschland gut 2 500 Maschinen verkaufen können, was eine »ordentliche Steigerung« im Vergleich zu 2010 gewesen sei. Dabei sind rund 1 600 Maschinen im Bereich Bauwirtschaft abgesetzt worden, etwa 900 in der Landwirtschaft, dort vor allem Teleskopen und Radlader sowie große Traktoren. »Wir sind für den deutschen Markt auf jeden Fall äußerst zuversichtlich«, sagte Thelen. »Denn aufgrund unserer Produktpalette haben wir unsere Wettbewerbsfähigkeit noch einmal erhöht.«
von Michael Wulf