»Im Segment Bau das Angebot erweitern und Marktanteile gewinnen«

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Begonnen hat diese verstärkte Fokussierung auf die Baubranche vor gut zwei Jahren, als man bei Humbaur eine Strategie entwickelte, die das Unternehmen aus Gersthofen bei Augsburg in die Lage versetzt, im Baukastensystem verschiedene Hänger-Varianten anzubieten. »Aufgrund dieser Vielfalt und unserer Flexibilität haben wir relativ schnell eine Akzeptanz am Markt erreicht«, sagte Christian Dieminger. Zumal Humbaur aufgrund seiner außerordentlich hohen Fertigungstiefe und -kompetenz auch Spezialfahrzeuge aufbauen könne, die man auf Basis von Serienfahrzeugen weiterentwickle. »Das dokumentieren wir schon seit einigen Jahren durch Speziallösungen oder andere Sonderanfertigungen vor allem im Tiefladerbereich«, so Dieminger. Mit diesem Know-how sei Humbaur vor allem in Skandinavien sehr erfolgreich gewesen.


Dass Humbaur dabei auch von der Zusammenarbeit mit der Schwesterfirma Kögel Trailer im nahe gelegenen Burtenbach profitiert – die Humbaur-Eigentümer Ulrich Humbaur 2009 aus der Insolvenz übernommen hat –, ist für Christian Dieminger und Robert Langlotz eine logische Entwicklung. »Klar gibt es Synergien«, sagte Dieminger, »vor allem im Bereich Einkauf.« So erziele man aufgrund der großen Mengen Kostenvorteile beim Einkauf von Blechen, Stahl oder Achsen und könne diese auch an die Kunden weitergeben. Eine »sehr enge Zusammenarbeit« gebe es zudem im Bereich Entwicklung, so Dieminger. Dabei nutzen beide Unternehmen »immer auch die Stärken des anderen«.»Ein richtiger Schub«


Die verstärkte Positionierung im Baugewerbe sei von diesem »äußerst positiv aufgenommen worden«, so Robert Langlotz. »Die Resonanz auf der Bauma war außergewöhnlich groß und hat uns einen richtigen Schub gegeben.« Sehr gut angenommen worden seien vor allem die neuen Tandem-Dreiseitenkipper der HTK-Serie, die im Bereich von 10 t bis 18 t auch dank verstärkter Unterzüge »durch ein Höchstmaß an Belastbarkeit und Beständigkeit« überzeugten und »nahezu uneingeschränkte Einsatzmöglichkeiten im Baugewerbe« böten. Gerüstet für alle schweren Transportaufgaben sei man zudem mit den Tieflader-Drehschemeln der HTD-Reihe, die als drei- oder vierachsige Ausführung im Bereich von 24 t bis 40 t angeboten werden. »Als unerlässlicher Helfer im täglichen Umgang mit kleineren Baumaschinen« hätten sich außerdem die Tandemtieflader der Reihe HS bewährt. Diese zeichne sich »durch eine durchdachte Technik, eine robuste Bauweise und eine einfache Handhabung aus«, dank der sich Arbeitsgeräte und Baumaschinen einfach und schnell transportieren ließen.Qualität das »wichtigste Kriterium«


Dabei betonten Christian Dieminger und Robert Langlotz, dass der Qualitätsaspekt bei Humbaur immer an erster Stelle stehe. »Qualität ist das wichtigste Kriterium für uns«, so Dieminger. »Deshalb setzen wir unter anderem auch serienmäßig auf feuerverzinkte Rahmen und haben bei allen Tandem-Hochladern serienmäßig auf Aluminium-Bordwände umgestellt.« Auch die werkseitig angebotenen Sichtflächenlackierung sei von den Kunden sehr positiv angenommen worden. Dass Humbaur bei den Komponenten auf Qualitätslieferanten setze, so Dieminger, verstehe sich von selbst. So werden beispielsweise Achsen von AL-KO, BPW oder SAF verbaut sowie Bremsen von Wabco oder Knorr. Zudem verfüge Humbaur über ein sehr dichtes Servicenetz und habe Servicepartner-Verträge mit MAN oder TruckWorks (Mercedes-Benz). »Für unsere druckluftgebremsten Anhänger verfügen wir über insgesamt rund 460 Service-Werkstätten, davon sind ungefähr 400 allein in Deutschland«, sagte Robert Langlotz.


Zu den »absolute Stärken« von Humbaur zähle deshalb, so Christian Dieminger und Robert Langlotz, »dass wir jetzt im Baubereich wirklich alle Bedürfnisse erfüllen können. Und zwar die des kleinen Garten- und Landschaftsbauers mit einem Minibagger bis zu denen des großen Bauunternehmens, das eine ganze Flotte von Maschinen im Einsatz hat.« Dabei sei Deutschland ganz klar der Hauptmarkt für Humbaur. Die wichtigsten Exportländer sind die Schweiz und Österreich, stark vertreten ist man zudem in Skandinavien, den Benelux-Ländern und in Frankreich. »Bei einer Exportquote von knapp 40 % sind wir sehr breit aufgestellt«, sagte Robert Langlotz, »und das hat sich als richtig erwiesen.« Der Vertrieb im Ausland laufe in der Regel über Händler oder wie in Skandinavien und in Italien über Importeure.

»Wir sind zuversichtlich, dass wir 2014 wie geplant ein zweistelliges prozentuales Umsatzwachstum ­realisieren können.«

Robert Langlotz, ­

Geschäftsleiter Vertrieb/Marketing


Produziert wird in der Regel auftragsbezogen. Im Bereich der auflaufgebremsten Anhänger bis 3,5 t ist das zu 70 % der Fall, da Standardmodelle relativ schnell umgeschlagen werden und deshalb immer in einer gewissen Stückzahl vorrätig sein müssen. Im Bereich der Schwerlastanhänger liegt die Quote indes bei rund 90 %. Eine Sonderrolle spielen bei Humbaur die Pferdeanhänger, von denen im Jahr rund 3 000 Einheiten produziert werden.


Nach einem »erfolgreichen Jahr 2013« mit einem Umsatz von rund 100 Mio. Euro und etwa 50 000 produzierten Anhängern sind Christian Dieminger und Robert Langlotz für 2014 optimistisch. »Wir rechnen mit einer Umsatzsteigerung in allen Segmenten«, sagte Robert Langlotz, »und sind deshalb zuversichtlich, dass wir wie geplant ein zweistelliges prozentuales Wachstum realisieren können.« Schließlich sei der Start ins neue Jahr sehr vielversprechend gewesen. So habe man über das gesamte Portfolio hinweg eine sehr gute Auftragslage, und auch die Zahl der Auftragseingänge sei äußerst positiv. »Uns spielt der milde Winter sicherlich in die Karten«, sagte Christian Dieminger. »Denn in der Baubranche konnte man beinahe durcharbeiten, weshalb Neuinvestitionen jetzt früher realisiert werden, und das kommt auch uns zugute.«Kapazitäten weiter ausbauen


Deshalb sei auch geplant – nachdem man schon 2013 die Produktionsfläche auf ca. 47 000 m² erhöht hat – das Betriebsgelände in diesem Jahr auf 140 000 m² zu erweitern und die Produktionskapazitäten mittelfristig nochmals zu erhöhen, denn: »Wir sehen die wirtschaftliche Entwicklung vor allem in den europäischen Kernländern in den kommenden Jahr positiv.«


Das Unternehmen


Humbaur mit Sitz in Gersthofen bei Augs­burg ist ein führender Hersteller von Anhängern in Europa und produzierte im vergangenen Jahr mit rund 450 Mitarbeitern etwa 50 000 Einheiten, vom 750 kg schweren Pkw-Anhänger bis zum Tieflader-Drehschemel mit 40 t Gesamtgewicht. Eigentümer des Unternehmens, das 2013 einen Umsatz von rund 100 Mio. Euro erwirtschaftete, ist Ulrich Humbaur. Als geschäftsführender Gesellschafter und Eigentümer führte

er von 1982 an das von seinem Vater Anton Humbaur 1957 gegründete ­Unternehmen zu heutiger Größe. Die Geschäftsführung wird heute von Christian Dieminger (Technik/Qualität) und Robert Langlotz (Vertrieb/Marke­ting), Andreas Gerstmeier (Einkauf/Disposition) und Oliver Czech (Logistik/Produktion) verantwortet. Seit der Unternehmensgründung wurden weit über 650 000 Anhänger produziert, die Produktionskapazität liegt heute bei rund 1 000 Fahrzeugen in der Woche.


von Michael Wulf

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