Ein Umsatzplus von mindestens fünf Prozent wird erwartet – Geplante Emissionsstufe V ist »äußerst ambitioniert«

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Nach den von Johann Sailer und Joachim Schmid präsentierten Zahlen liegt der Auftragseingang bei den Baumaschinen in den ersten neun Monaten im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres um 6 % im Plus und stabilisiert sich nach einem ausgedehnten Sommerloch wieder. Vorne liegen Erdbaumaschinen mit einem Plus von 12 % und Straßenbaumaschinen mit einem Plus von 10 %. Im Hochbaumaschinenbereich sind dagegen Rückgänge im Auftragseingang um 9 % zu verzeichnen. Insgesamt lässt diese Lage ein Umsatzwachstum auf das Gesamtjahr bezogen »von plus 5 % bis 10 %« erwarten, so Sailer, für den es auch »Gutes vom deutschen Markt« zu berichten gab. So sollte der Erdbaumaschinenabsatz in Deutschland in diesem Jahr »die Marke von 25 000 Einheiten knacken«, was einem guten Wachstum von rund 5 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Auch der Absatz von Straßenbaumaschinen, getragen von leichter Verdichtungstechnik, wächst laut den vorliegenden Zahlen einstellig.

Für Baustoffmaschinen sieht der VDMA-Branchenverband in diesem Jahr ein knapp zweistelliges Umsatzwachstum. Dieses ist aber auf Großaufträge des letzten Jahres zurückzuführen. Denn der Auftragseingang liegt in den ersten neun Monaten dieses Jahres um 18 % im Minus. Insgesamt rechnet der Verband in diesem Bereich für 2014 mit einem Umsatz von etwa 4,5 Mrd. Euro. Exportmarkt »Nummer 1« bei Baustoffmaschinen bleibt auch in diesem Jahr Russland, da negative Auswirkungen aufgrund der Sanktionen wegen der längeren Projektvorlaufzeiten noch nicht voll durchgeschlagen sind. Allerdings könne dies, so Sailer, im kommenden Jahr »anders aussehen«.Flexibel und schnell reagieren

Die Bau- und Baustoffmaschinenindustrie sei bekanntlich eine zyklische Branche, so Sailer weiter, wobei die Zyklen in den vergangenen fünf Jahren deutlich intensiver und die Intervalle immer kürzer gewesen seien. Die Märkte würden sich auch in den kommenden Jahren weiter verschieben. Habe 2005 noch zwei Drittel der weltweiten Bautätigkeit in Industrieländern stattgefunden, werde es 2025 nur ein Drittel sein. Dabei werde China der größte Markt für Bau- und Baustoffmaschinen bleiben, ungeachtet der aktuell schlechten Lage dort, die der Branche auch 2014 noch einmal zweistellige Rückgänge beschere. Die Krise 2008/09 habe die deutschen Unternehmen aber gelehrt, so Sailer, dass sie auf Marktschwankungen flexibel und schnell reagieren müssen. »Und dabei können sie auf ihre Stärken Innovationskraft, hohe Qualität, guten Service und Kundennähe bauen.«Neben der Marktentwicklung und der Vorstellung des »Zukunftsmarktes Subsahara-Afrika« stand der Ende September von der EU-Kommission vorgelegte Vorschlag zur Neuregelung der Emissionsgrenzwerte für mobile Maschinen (das bauMAGAZIN berichtete bereits kurz in seiner Oktober-Ausgabe) mit weltweit einmalig hohen Anforderungen an die technischen und wirtschaftlichen Fähigkeiten der Unternehmen im Mittelpunkt des Pressegesprächs. »Damit legt die Kommission Standards für Baumaschinen fest«, so Sailer und Schmid, »die weltweit die strengsten überhaupt sind, und zwar in den Leistungsklassen zwischen 19 kW und 560 kW.«


»Faktischer Technologiezwang«

Die Kommission habe mit dem Vorschlag die Vielfalt sowie die Unterschiede der Maschinen, die unter der Begriffsdefinition »mobile Maschinen« zusammengefasst sind, in weiten Teilen berücksichtigt, so Sailer. Der Gesetzesvorschlag greife viele Aspekte der vergangenen Diskussionen im Sinne der europäischen Industrie auf. »So ist etwa die weitgehende Harmonisierung mit US-amerikanischen Grenzwerten geeignet, einheitliche Vorschriften für die beiden wichtigsten Märkte der deutschen Hersteller zu schaffen«, sagte Sailer. »Dies ist gerade vor dem Hintergrund des Wettbewerbsdruckes aus Asien unabdingbar. Wir begrüßen das außerordentlich.« Leider werde dieser Vorteil durch die Einführung eines Grenzwertes für die Partikelanzahl jedoch wieder konterkariert. »Dieser faktische Technologiezwang zum Einsatz eines Partikelfilters ist weltweit einmalig.«»Nachbesserungsbedarf« bei den Fristen

Den Einführungszeitplan der Kommission bezeichnete Sailer als »äußerst ambitioniert«. Denn bereits 2019 sollen für bestimmte Leistungsklassen die neuen Grenzwerte gelten, darunter insbesondere auch die Motorenklasse mit einer Leistung von 19 kW bis 37 kW. Diese würde damit quasi ohne Zwischenschritt von der Stufe IIIA auf die neue Stufe V gehievt – eine Anpassung, die eine erhebliche technische Entwicklung und entsprechende Investitionen bei den Herstellen von Motoren und von Baumaschinen erfordere. »Die von der Kommission vorgesehenen drei Jahre zwischen der für Anfang 2016 geplanten Veröffentlichung der Verordnung bis zum vorgesehenen Stichtag für die Umsetzung der neuen Vorschriften am 1. Januar 2019 ist im Hinblick auf die von den Herstellern benötigten Entwicklungszeiträume von fünf Jahren viel zu knapp bemessen«, betonten Sailer und Schmid, »und wird auch den immensen Investitionen nicht gerecht, die die europäische Industrie in den vergangenen Jahren stemmen musste, um die bisherigen Stufen der Abgasemissionsrichtlinie 97/68/EG zu realisieren.« Gerade aber mit Blick auf die weltweit strengsten Emissionsgrenzwerte für mobile Maschinen seien jedoch entsprechende Vorlaufzeiten zur Umsetzung essentiell. »Wir setzen uns deshalb für eine zügige Abstimmung in Rat und Parlament ein, damit der Vorschlag schnell umgesetzt wird. Nur so kann die zwingend notwendige Planungssicherheit für die Motoren- und Maschinenhersteller sowie die Zulieferindustrie erzielt werden.«

Darüber hinaus sehe man im VDMA vor allem in zwei Punkten »weiteren Nachbesserungsbedarf«: So sei die von der Kommission vorgesehene Regelung zum »Inverkehrbringen« in der jetzigen Form nicht realisierbar. Demnach könnten die Maschinenhersteller in einem Zeitraum von 18 Monaten nach dem Stichtag Januar 2019 letztmalig Maschinen nach alter Gesetzeslage auf den Markt bringen. »Dies würde für manche Anwendungen und insbesondere mittelständisch geprägte Hersteller mit geringen Stückzahlen schlimmstenfalls das Aus bedeuten«, so ­Sailer und Schmid. »Eine Verlängerung um mindestens sechs Monate ist deshalb dringend geboten.« Einzelne Teilbranchen benötigen aufgrund ihrer besonderen Produktvielfalt sogar eine Verlängerung um zwölf bzw. 24 Monate.»Bringt einen zur Weißglut«

»Nachbesserungsbedarf« bestehe auch bezüglich der »Replacement engines«. Der aktuelle Entwurfvorschlag berücksichtige diesen wichtigen Aspekt nicht, obgleich er für Hersteller und Betreiber von Maschinen ein essentielles Kriterium bei der Planung von künftigen Investitionen sei. »Mobile Maschinen sind äußerst langlebige Investitionsgüter, deren Motor innerhalb eines Lebenszyklus gegebenenfalls ausgetauscht werden muss«, sagte Sailer. »Hier ist ein für alle Parteien handhabbarer Kompromiss erforderlich.«

Sailer und Schmid verwiesen in diesem Zusammenhang grundsätzlich noch einmal auf den Umstand, dass »die Emissionen mobiler Maschinen seit Einführung der Abgasemissionsrichtlinie 1999 bereits um mehr als 95 % für NOx und Partikelmasse (PM) reduziert worden sind«, der jetzige Vorschlag der EU-Kommission jedoch den Umweltverbänden immer noch nicht weit genug gehe. »Es bringt ­einen zur Weißglut, wie Stimmung gemacht wird gegen die Baumaschinenindustrie«, sagte Schmid. Diese könne man einfach nicht mit der Automobilindustrie vergleichen. Auch die für Nachrüstungspflicht mit Rußpartikelfiltern, wie sie im kommenden Jahr in Baden-Württemberg gelten soll, haben Sailer und Schmid wenig Verständnis. »Grundsätzlich muss jede Maschine, die die aktuellen Emissionsnormen erfüllt, laufen können.« In keiner Weise stelle man den Aspekt der Umweltfreundlichkeit in Frage, im Gegenteil. »Aber es muss wirtschaftlich machbar sein – und es muss Sinn machen.«

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