»Die Marke von einer Milliarde Euro knacken«

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»Die Krise hat uns zweifelsfrei gestärkt«, sagte der 43-Jährige. »Eine so hohe Produkt- und Dienstleistungsvielfalt wie Wacker Neuson hat kein anderes Unternehmen in der Branche. Denn nur Wacker Neuson ist sowohl im Bereich Light Equipment als auch im Bereich der Kompaktmaschinen präsent. Das bietet kein anderer Hersteller der Welt.« Aufgrund dieses Alleinstellungsmerkmals »kann und wird Wacker Neuson auch mittelfristig deutliche Umsatzsteigerungen erreichen«, so Peksaglam weiter. Großes Wachstumspotenzial sieht er vor allem in Asien. Deshalb werde derzeit ernsthaft der Markteintritt in China im Bereich Compact Equipment geprüft. Eine Entscheidung sei allerdings noch nicht gefallen, so Peksaglam, »doch wir sind sehr zuversichtlich«. Eine Premiere gab’s zudem im Rahmen der Eröffnungsfeierlichkeiten: Mit der neuen DT-Serie präsentierte Wacker eine komplette Reihe von Kettendumpern mit einer Nutzlast von 0,5 t bis 2,5 t.


Zusammen mit seinen Vorstandskollegen Martin Lehner (Stellvertreter Vorstandsvorsitzender und verantwortlich für den Bereich Compact Equipment), Richard Mayer (Light Equipment) und Günther C. Binder (Finanzen) erläuterte Cem Peksaglam, wie das Unternehmen mit Produktions- und Entwicklungsstandorten in Deutschland, Österreich, USA, Philippinen und Serbien sowie mit mehr als 30 Tochtergesellschaften und 140 Vertriebs- und Servicestationen künftig seine Wachstumsstrategie umsetzen will. Dazu gehört unter anderem die Ende Juli umgesetzte neue Konzernstruktur mit der neu geschaffenen Management-Holding Wacker Neuson SE an der Spitze, wodurch »klare Führungs- und Organisationsstrukturen« für die weltweiten Aktivitäten von Wacker Neuson geschaffen seien. Ferner habe man durch eine optimierte Kostenstruktur, effizientere Produktionsprozesse, einen stabilen Umsatzmix und die breite Produktaufstellung mit mehr als 300 Produktgruppen die Profitabilität des Unternehmens, das derzeit rund 3 350 Mitarbeiter beschäftigt, signifikant erhöht.

Prognosen sind schwierig

Peksaglam betonte, dass der Bedarf an Baumaschinen aufgrund der »Megatrends« weiter zunehmen wird. »Dazu gehören das Bevölkerungswachstum, die zunehmende Urbanisierung, die steigenden Investitionen in die Infrastruktur und der steigende Wohlstand in den Emerging Markets.« Vergleichbare Entwicklungen gebe es in der Landwirtschaft, denn dort werde der Grad der Automatisierung und der Mechanisierung ebenfalls weiter steigen. Sorgen mache allerdings, dass sich die aktuelle Finanzkrise auf die Realwirtschaft auswirken könne. »Die ersten dunklen Wolken am derzeit noch strahlend blauen Himmel sind schon sichtbar«, so Peksaglam, weshalb Prognosen derzeit schwierig seien.

»Auftragsbücher sind voll«


Zudem schwebe die Euro-Schuldenkrise »wie ein Damoklesschwert« über der Baubranche, da diese in einem großen Maße abhängig sei von Aufträgen der öffentlichen Hand. »Die Unsicherheit wird uns wohl noch bis weit ins kommende Jahr begleiten«, sagte Peksaglam, »obwohl unsere Aufstellung und unsere Zahlen derzeit exzellent sind.« So seien bei Wacker Neuson die »Auftragsbücher voll«, liege der Auftragsbestand Ende September um 44 Prozent über dem Wert von September 2010.Bis 2015 sei es das Ziel, so Peksaglam, »schneller zu wachsen als der Markt«. Dabei setze man auf die hohe Qualität der Wacker-Neuson-Produkte sowie die Innovationskraft des Unternehmens und werde künftig verstärkt den Fokus auf die Anwenderprozesse legen und Synergien realisieren zwischen Light und Compact Equipment. »Unsere Vision ist, weltweit für unsere Kunden der Partner erster Wahl zu sei«, sagte Peksaglam. Zur Wachstumsstrategie gehöre auch, dass man sich nach »interessanten Übernahmekandidaten« umschaue. Eine andere wichtige Rolle spielten die strategischen Allianzen. »Unsere Kooperation mit Claas und mit Caterpillar sind für uns langfristig von großem Nutzen und sehr wertvoll.«

Markteintritt in China wird geprüft


Peksaglam kündigte an, dass Wacker Neuson in Amerika seine Vertriebskanäle ebenso weiter ausbauen werde wie in den osteuropäischen Ländern, in denen man derzeit mit drei Tochtergesellschaften und zwölf Niederlassungen präsent ist. In China strebe man an, im Bereich Light Equipment die Marktposition im Premiumsegment zu stärken und im mittleren Segment neue Angebote zu machen.


Geprüft werde zudem, ob man künftig in China auch im Bereich der Kompaktmaschinen präsent sein soll. Dabei sei man sich bewusst, dass man diesen Schritt nur mit einem chinesischen Partner bewältigen könne. Verneint wurde von Peksaglam die Frage, ob ein Markteintritt von Wacker Neuson in China nicht viel zu spät erfolge. »Das glaube ich nicht«, antwortete Peksaglam. »Das ist auch eine Frage der Reife des Marktes. Bislang wurde in China hauptsächlich schweres Gerät zum Aufbau der Infrastruktur nachgefragt. Unsere Kompaktmaschinen sind eher für die Instandhaltung geeignet, und dieser Markt wird sich entwickeln.«


Dass Wacker Neuson über die nötigen finanziellen Mittel verfügt für Investitionen in China, das machte Finanzvorstand Günther C. Binder deutlich. »Mit einer Eigenkapitalquote von fast 75 % und einer sehr geringen Verschuldung kann man sich das Finanzierungspotenzial von Wacker Neuson ausrechnen«, so Binder. »Deshalb sind wir bereit zu investieren, wenn es für uns Sinn macht. Fest steht jedenfalls: Um das finanzielle Potenzial von Wacker Neuson braucht man sich keine Sorgen machen.«


Als Drehscheibe von Wacker Neusons internationaler Expansion fungiert die neue Konzernzentrale in München, in dem die Management-Holding Wacker Neuson SE und ihre neuen Töchter Wacker Neuson Vertrieb Deutschland GmbH & Co. KG, Wacker Neuson Vertrieb Europa GmbH & Co. KG und Wacker Neuson Produktion GmbH & Co. KG sowie das neu konzipierte europäische Forschungs- und Entwicklungszentrum für Baugeräte untergebracht sind. Von hier aus werden die mehr als 30 Tochtergesellschaften weltweit und 68 Niederlassungen in Deutschland betreut. Im Bürogebäude mit 18500 m² Bruttogeschossfläche (BGF) und den Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen mit 5500 m² BGF arbeiten derzeit rund 300 Beschäftigte. Der Gebäudezuschnitt nimmt die Konzernexpansion für eine gewisse Zeit voraus, denn mit bis zu 350 Büroarbeitsplätzen bietet er Wachstumsreserven, die Wacker Neuson in den kommenden Jahren auszuschöpfen gedenkt. Eine Besonderheit der neuen Konzernzentrale ist das integrierte Forschungszentrum mit seinem ausgedehnten Versuchsbereich für handgeführte Baugeräte-Innovationen, die weltweit vertrieben werden.


»Als weltweit tätiger Konzern schaffen wir damit die Voraussetzungen, um unsere Position als Innovationsführer der Branche langfristig zu sichern«, sagte Cem Peksaglam. »Wir erzielen im Konzern bereits heute mehr als die Hälfte unserer Produktumsätze mit Erzeugnissen, die jünger als fünf Jahre sind, und werden diesen Anteil in den kommenden Jahren erhöhen.« Insgesamt hält der Konzern über 600 eigene Patente.

Bekenntnis zum Standort


Mit dem Bau der neuen Zentrale hat Wacker Neuson nicht nur seine Standorttreue unter Beweis gestellt. Die günstige Lage des Kompetenzzentrums innerhalb Münchens mit nächster Anbindung an zwei U-Bahn-Stationen ermöglicht Wacker Neuson – neben dem attraktiven Arbeitsumfeld – zudem eine gute Ausgangsposition auf dem engen Markt qualifizierter Fachkräfte, insbesondere der Ingenieure. »Dass wir für talentierte Fach- und Führungskräfte attraktiv bleiben, ist wichtig für unseren nachhaltigen Unternehmenserfolg. Mit unserer neuen Konzernzentrale in München erhöhen wir diese Attraktivität und unterstreichen unser Bekenntnis zum Standort Deutschland«, ­sagte Peksaglam.


Von Michael Wulf

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