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Der neue Stampfermotor GXR120: »Auch eine Alternative« für das Arbeiten in Gräben

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Damit bietet Honda auch eine Alternative für das Arbeiten mit Verdichtungsgeräten in Gräben an, ohne dabei den Ergebnissen der derzeit laufenden Tests in Zusammenarbeit mit den Geräteherstellern und der BG Bau vorgreifen zu wollen«, sagte im Gespräch mit dem bauMAGAZIN Oliver Boese, der von Offenbach aus das Industriemotoren-Geschäft von Honda Europe in Deutschland verantwortet. Hinsichtlich der teilweise kontrovers geführten Diskussion über die Einhaltung der Arbeitsplatzgrenzwerte und die Belastung durch Abgase von Ottomotoren beim Einsatz von handgeführten Verdichtungsgeräten in Gräben mache Honda mit dem neuen 4-Takt-Motor GXR120 »einen entscheidenden Schritt nach vorne bei der Reduzierung von Kohlenstoffmonoxid CO«, so Oliver Boese.


Der für den Antrieb von Stampfern mit einem Gewicht von 50 bis 80 kg geeignete GXR120 unterschreitet wie die gesamte GX-Baureihe von Honda die weltweit strengsten Umweltstandards gemäß CARB/EPA Phase-3 und reduziert den Ausstoß der bei regelmäßiger Belastung im Körper als krebserregend eingestuften Schadstoffe Kohlenwasserstoff (HC) und Stickoxid (NOx) auf ein Minimum. »Honda baut grundsätzlich Motoren für alle Märkte der Welt und unterschreitet dabei immer die aktuellen Abgasnormen«, sagte Oliver Boese. So produziere man zum Beispiel keine speziellen GX100/GXR120-Motoren für die Märkte in Europa und Nordamerika, nur weil dort andere Grenzwerte gelten als in den Emerging Markets.


»Die meisten unsere Motoren sind weltweit einsetzbar. Das ein wichtiger Bestandteil der Umweltstrategie von Honda, bei der unter anderem die Themen Gesundheit, Ressourcenschonung, Energieeffizienz oder die Erhaltung unserer Umwelt eine wichtige Rolle spielen und großen Einfluss haben auf alle unsere unternehmerischen Entscheidungen. Und zu denen gehört beispielsweise auch das Ziel, die CO2-Emissionen unserer Motoren bis 2020 um weitere 30 % zu reduzieren.«Der neue Motor GXR120 verfügt wie der GX100 – der weiterhin für den Einsatz in Stampfern, kleinen Verdichtungsplatten oder Hydraulikaggregaten im Recyclingbereich produziert wird – über eine obenliegende Nockenwelle (OHC), die durch einen wartungsfreien und geräuscharmen Steuerriemen angetrieben wird, was sich positiv auf Baugröße, Gewicht und Geräuschentwicklung auswirkt. Um 22 mm verkleinert wurde der neu entwickelte Auspuff, weshalb das Geräuschniveau im Vergleich zum GX100 um 1 dB gesenkt werden konnte und der GXR120 noch kompakter ist als der GX100. So ist es auch problemlos möglich, den GXR120 in einem Stampfer zu verbauen, der zuvor von einem GX100 angetrieben wurde. Für Haltbarkeit und Zuverlässigkeit sorgen zudem ein spezieller Graugusszylinder und eine zweifach kugelgelagerte Kurbelwelle aus Hartstahl.


Verbessert wurde beim GXR120 auch der Bedienungskomfort. Dank des strapazierfähigen Handstarters und des automatischen Dekompressionssystems ist der Motor leicht zu starten, das einfache und innovative Ölschmiersystem mit Doppelkammerentlüftung sorgt für optimales Schmierverhalten bei allen stampferüblichen Einsätzen. Zudem haben Erstausrüster die Möglichkeit, einen zweiten Luftfilter an den Honda-Luftfilter anzuschließen und so die Serviceintervalle des Motors zu verlängern. Die Serienproduktion des neuen GXR120 – von dem Honda zunächst nur eine Version für den Einbau in Stampfern anbieten wird – ist für Ende 2013 bzw. Anfang 2014 vorgesehen und wird in Thailand erfolgen, wo der überwiegenden Teil der GX-Serie hergestellt und wohin auch von April an sukzessive die Produktion des GX100 verlagert wird.

»Eine mögliche Lösung«


Warum Honda bei dem neuen Motor auf einen größeren Hubraum setzt, hat laut Oliver Boese einen einfachen Grund: »Umfangreiche Testserien haben klar gezeigt: Je größer der Hubraum eines in einem Stampfer eingebauten Motors ist, umso besser sind die Werte bei Emissionen und Immissionen.« Deshalb sehe man dies bei Honda als »eine mögliche Lösung« an, um die Arbeitsplatzgrenzwerte beim Einsatz von handgeführten Verdichtungsgeräten in Gräben hinsichtlich der CO-Emissionen einzuhalten.

Kat-Nachrüstung »bedenklich«


Die ebenfalls in diesem Zusammenhang debattierte Nachrüstung eines Motors mit einem ungeregelten Katalysator durch den Anwender hingegen halte man für bedenklich, so Oliver Boese. Denn zum einen sei in diesem Fall nicht garantiert, dass dann die Zertifizierung des Motors nach der Euro 2-Abgasnorm noch Bestand habe. Zum anderen, weil die Wirkung eines ungeregelten Katalysators sehr stark vom Servicegrad abhänge. So könne der Einbau eines Katalysators »keinesfalls als Freibrief zur Gerätenutzung zum Beispiel in geschlossenen Räumen gesehen werden«, betonte Oliver Boese.


Eine sehr verlässliche Methode zur Optimierung der Arbeitsbedingungen in Gräben sei dagegen die Bewetterung mit Hochdrucklüftern. Bei Tests habe Honda durchaus akzeptable Arbeitsbedingungen gemessen und »sehr gute Ergebnisse bei der Reduktion von CO erzielt«, sagte Oliver Boese. Auch die Konzentration der als krebserzeugend eingestuften Schadstoffe HC und NOx sei auf diese Art und Weise nochmals verringert worden. »Die Belüftung durch externe Geräte ist unserer Ansicht nach eine effektive Möglichkeit, alle relevanten Schadstoffe von Verdichtungsgeräten so zu verdünnen, dass die Arbeitsplatzgrenzwerte bei Arbeiten in Gräben eingehalten werden können.«


Grundsätzlich müsse es aber das Ziel eines Herstellers sein, so Oliver Boese weiter, einen Motor für den Einsatz in handgeführten Verdichtungsgeräten zu entwickeln, der ohne den nachträglichen Einbau eines ungeregelten Katalysators die Grenzwerte unterschreitet. »Denn ein Katalysator verursacht zusätzliche Kosten und muss regelmäßig gewartet werden, damit er seine Funktion erfüllen kann und die gewünschte Wirkung hat. Und das wiederum kostet den Anwender noch einmal zusätzliches Geld. Das ist die Problematik.«


Deshalb sei man bei Honda davon überzeugt, mit der Entwicklung des neuen GXR120 »einen Schritt in die richtige Richtung« gemacht zu haben, so Oliver Boese. Was aber nicht heiße, dass die Arbeit damit schon erledigt sei. »Jetzt muss die Feinabstimmung mit den Erstausrüstern erfolgen. Nur in Zusammenarbeit mit ihnen können wir das erreichen, was unser aller Ziel ist: nämlich dem Anwender eines Verdichtungsgeräts optimale Arbeitsbedingungen garantieren zu können mit so geringen Emissionen wie möglich, die aber nicht die Wirtschaftlichkeit und Produktivität einschränken.«


Von Michael Wulf

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