Und mit der Digitalisierung der Baustelle, dem autonomen Fahren oder der Elektrifizierung von Fuhrparks wagt die Baubranche einen riesigen nächsten Schritt. Das Construction Equipment Forum (CEF), das Anfang Oktober in Hannover stattfand, bot zahlreiche Vorträge und Workshops zu diesen Themen. Auch das bauMAGAZIN war vor Ort und hat sich ein Bild davon gemacht, wie sehr die Baubranche oder wie sehr sie auch nicht von dieser technologischen »Anstrengung« profitieren könnte.
Anwärter auf das Branchenwort des Jahres ist sicherlich die »Digitalisierung«. Kaum ein anderer Begriff wurde auf Messen, Seminaren und Veranstaltungen häufiger in den Mund genommen – und das wird auch 2019 nicht anders sein. Fakt ist, dass die Baubranche vor Veränderungen steht und Redebedarf hat. Das CEF, das von Wacker Neuson, Robert Bosch und der Ammann Group ins Leben gerufen wurde, dient dabei als Plattform für Debatten, Diskussionen und den Austausch über das, was die Branche aktuell umtreibt.
Rund 300 Personen und 30 Referenten nahmen am CEF teil – insgesamt 13 Vorträge und vier Workshops wurden angeboten. Das Leitthema der Konferenz war »Baumaschinen der Zukunft: Die Innovationsagenda 2025« und wurde in vier Themenblöcke aufgeteilt: Automatisierung, alternative Antriebe, Digitalisierung der Baustelle und zunehmender Wettbewerb.
Eröffnet wurde die Veranstaltung von Johannes Walther, CEO der IPM AG, die als Ausrichter des Forums fungierte. Walther mahnte zu mehr Weitsicht und stellte die Frage, wie weit die Branche tatsächlich noch von autonomen Baumaschinen und digitalisierten Baustellen entfernt sei. »Dass dieser Wandel kommt, bezweifelt wohl niemand mehr. Spannend ist nur die Frage, wann und in welchem Maß die mobile Vernetzung Einzug in die Baubranche hält«, so Walther.
Ralf Lüddemann, Vorsitzender des Geräteausschusses im Verband der Deutschen Bauindustrie, ging noch näher auf das Thema »Mobile Baumaschinen 4.0« ein und stellte klar, dass dazu vor allem eine Standardisierung nötig sei, die herstellerübergreifend funktionieren müsse. »Ein Beispiel können wir uns da an der Agrarwirtschaft nehmen. Sie ist der Baubranche in diesem Zusammenhang bereits voraus.« Nötig sei die Vereinheitlichung laut Lüddemann vor allem bei den Schnittstellen und Daten, um in der Baubranche und Bauindustrie für eine erfolgreiche Digitalisierung zu sorgen.
Elektrifizierung der Baumaschinen
»Elektroantriebe am Bau werden längst nicht mehr belächelt«, so Martin Lehner, CEO bei Wacker Neuson SE, doch das Ziel sei es, eine elektrisch betriebene Maschine zu entwickeln, die weder in Sachen Leistung noch in puncto Wirtschaftlichkeit mit Einbußen verbunden sei. Obwohl bereits mehrere Hersteller ihre Baumaschinen mit vielversprechenden Elektroantriebssystemen vorgestellt haben, wies Lehner darauf hin, dass die Elektrifizierung zwar im Bereich der Kompaktmaschinen- und Gerätesegmente stattfinde, die Maschinen im großen Leistungsbereich aber noch weit von der Elektrifizierung entfernt seien.
Ähnlich beurteilte auch Klaus Graner, Geschäftsführer der Liebherr-Components Biberach GmbH, die Situation: »Bei den Großmaschinen müssen wir uns frühzeitig mit der Abkehr vom klassischen Verbrennungsmotor auseinandersetzen. Doch die Implementierung alternativer Antriebe hat weitreichende Konsequenzen: Wir müssen uns fragen, setzt man auf Hybrid oder werden wir vollelektrisch? Wir müssen wissen, welche Komponenten dafür gebracht werden und wie lange wir parallel noch klassische Motoren produzieren können und auch wollen.« Graner wies außerdem darauf hin, dass die Kosten für elektrisch betriebene Baumaschinen zwar nach wie vor hoch seien, sich aber niemand vor der Wende verstecken könne.
»Es steht fest, dass die Wende in der Antriebsfrage kommen wird. Jetzt ist es unsere Aufgabe, uns rechtzeitig darauf vorzubereiten« so Graner, der dafür anerkennenden Applaus erntete. Das CE-Forum hielt eine Vielzahl verschiedener Denkanstöße bereit, so auch Markus Schwaderlapp, Leiter in Forschung und Entwicklung bei der Deutz AG: »Die Motorenhersteller wissen, dass der Weg in eine CO₂-freie Zukunft nur über einen pluralistischen Antriebsmix führen kann. Der Elektroantrieb stellt dabei aber nicht die einzige Alternative zum Verbrennungsmotor dar. Wir müssen auch die Entwicklung von Gas- und Wasserstoffantrieben konsequent weiterverfolgen.« Schwaderlapp forderte dazu auf, »jeden möglichen Hebel zu betätigen, um CO₂ zu vermeiden.«
»Die automatisierte Baustelle muss Sinn machen«
Als es um das autonome Fahren und die damit einhergehende Automatisierung der Baustelle ging, zeigten sich die Forumsbesucher eher skeptisch. Gerade weil immer wieder die Landwirtschaft und Automobilindustrie als Vorreiter für den Einsatz automatisierter Maschinen genannt wurden, verwies Anton Demarmels, Head of Technology Management bei der Ammann Group, darauf, dass die Autonomisierung von Arbeitsmaschinen zwar Vorteile biete, die Baustelle an sich aber viel komplexere Bedingungen mit sich bringe, als das zum Beispiel beim Straßenbau der Fall sei. Derartige Vorbilder könne man nicht ohne Weiteres auf die Baustelle übertragen. »Autonomie bleibt für unsere Branche ein fernes Ziel«, so Demarmels.
Einig war man sich wiederum beim ansteigenden Wettbewerbsdruck, der vorrangig aus Asien stamme: »Die Konkurrenz kommt mit Niedrigpreisen auf den Markt«, berichtete Robert Schullan, CSO bei Hawe Hydraulik. Wichtig sei es laut Schullan, eine noch stärkere Kundennähe zu schaffen, gleichzeitig aber auch die lokalen Märkte und deren Bedürfnisse besser zu verstehen sowie das eigene Angebot noch flexibler zu gestalten.
René Gudjons, Geschäftsführer in der Produktion der Bauer Maschinen GmbH, stellte in diesem Zusammenhang noch einmal klar, dass es für diese Thematik jedoch kein allgemeingültiges Rezept gäbe: »Dieser Wettbewerb hält Risiken aber auch Chancen bereit: Produkte, Märkte und Organisationen müssen gestaltet werden und dazu braucht es eine Bereitschaft zur Veränderung.« ™