Im Kern dreht sich bei der »360°-Performance« alles um Partnerschaft: Als Großhändler greift Bohnenkamp auf außergewöhnlich starke Serviceleistungen, ein großes Netzwerk sowie enorme Lagerkapazitäten zurück – und genau das hat den Vollsortimenter in den vergangenen 75 Jahren in die komfortable Lage gebracht, sich vom anonymen »Reifensupermarkt« abzuheben und zu einem »All-in-One«-Experten zu entwickeln. »Die 360°-Performance ist ein Leistungsversprechen gegenüber unseren Kunden. Wir begleiten den Handel und Fahrzeugbau von der ersten Einsatzberatung bis zur Altreifenentsorgung und damit über den gesamten Lebenszyklus unserer Reifen, Felgen und Räder hinweg«, wie Gregor Rüth, Vorstandsvorsitzender der Bohnenkamp AG, gegenüber der Redaktion erklärte.
Vollautomatisierte Montage
Tatsächlich hat Bohnenkamp mit seinem »360°«-Service in den vergangenen Jahren erheblich in seine Servicearbeit sowie das Stammwerk in Osnabrück investiert. Mittlerweile verfügt Bohnenkamp dort über eine überdachte Lagerfläche von insgesamt 110 000 m2, mit Blick auf das europaweite Netzwerk, bestehend aus insgesamt 26 Standorten, stehen sogar mehr als 200 000 m2 an Lagerfläche zur Verfügung. Gleichzeitig hat Bohnenkamp viel Geld in die Hand genommen, um in Osnabrück eine Inhouse-Lösung für die Radmontage zu entwickeln. Das Ergebnis ist eine vollautomatische Anlage, die zusammen mit dem Entwicklungspartner »3Defacto« realisiert wurde, um Nutzfahrzeugreifen mit einer Größe von 20 bis 52 Zoll montieren zu können. Pro Schicht lassen sich rund 400 Räder aus verschiedenen Einsatzbereichen in unterschiedlichsten Größen produzieren. Eine Besonderheit ist, dass die Montage im Liegen erfolgt. »Dieses Verfahren ist deutlich schonender, da die Felgen weniger beansprucht und die Gefahr einer Beschädigung der Felgenschlüssel vermieden wird«, wie Thomas Pott, Gesamtvertriebsleiter bei Bohnenkamp, im Rahmen eines Rundgangs erklärte. An der ersten Station der Maschine werden die Reifen und Felgen jeweils über getrennte Bänder zugeführt – über spezielle Kipptische sowie materialschonende Beschichtungen gelangt die Felge zur Montageeinheit. Dort wird sie fixiert und der Reifen vollautomatisch auf der Felge platziert. »Die Montage«, so Thomas Pott weiter, »erfolgt rundlaufoptimiert, wenn der tiefste Punkt der Felge sowie der höchste Punkt des Reifens vom jeweiligen Hersteller markiert wurde.« Im nächsten Schritt erfolgt die Befüllung: Eine spezielle Pumpglocke erzielt den Solldruck mit einer maximalen Abweichung von +/- 0,05 bar in einem gesondert geschützten Bereich, sodass im Falle eines schlagartigen Druckverlustes kein Risiko für die Mitarbeiter besteht. Abschließend muss das montierte Rad noch vermessen, nach hohen Auflagen geprüft und für die Auslieferung an den Kunden verpackt werden. »Im Durchschnitt verlässt alle 70 Sekunden ein fertig montiertes Rad die Maschine«, wie Gregor Rüth berichtete.
Ließen das bauMAGAZIN hinter die Kulissen blicken: (v. l. n. r.) Gesamtvertriebsleiter Thomas Pott, Logistikleiter Thomas Kettler und Gregor Rüth, Vorstandsvorsitzender der Bohnenkamp AG.
Ein zentraler Logistikstandort
In Osnabrück ist allerdings nicht nur die vollautomatische Montagestraße zu Hause. Am Stammsitz von Bohnenkamp treffen auch Vertrieb, Service und Logistik aufeinander. Und mit Letzterem hat sich das Unternehmen in den vergangenen Jahren im Besonderen befasst. »Wir haben zum jetzigen Zeitpunkt über 1,3 Mio. Artikel permanent auf Lager, was einen Gesamtwert von rund 70 Mio. Euro bedeutet«, so Thomas Kettler, Leiter der Logistik bei Bohnenkamp. Im Rahmen des Jubiläumsevents gestattete Bohnenkamp einen Blick hinter die Kulissen, weshalb sich die Redaktion ein eigenes Bild davon machen konnte, was genau das eigentlich bedeutet. Fakt ist, dass Bohnenkamp als Vollsortimenter sowohl Reifen als auch Räder und Felgen aller relevanten Hersteller »bis unter die Decke« stapelt. Insgesamt kann Bohnenkamp Produkte von weit über 50 verschiedenen Marken aufbieten.
Neben einem modernen Hochregallager verfügt Bohnenkamp über Lagerflächen, die sich über mehrere Hallen sowie Etagen erstrecken. Ebenso sind Reifen und Räder aller Größen vorrätig, die sowohl im Baumaschinensektor als auch im Agrar- und Industriebereich zum Einsatz kommen. Ein Grund für die hohe Lagerbevorratung ist laut Gregor Rüth, »immer und überall liefern zu können«. Vertriebsleiter Thomas Pott ergänzt: »In der Regel können wir alle Artikel aus unserem Sortiment ab Lager im Day-to-Day-Service an unsere Kunden ausliefern.« Zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang, dass sich Bohnenkamp nicht nur auf das Reifengeschäft konzentriert. Als Vollsortimenter hat Bohnenkamp sowohl Reifen und Räder als auch Felgen, Schläuche und Fahrzeugbauteile im Portfolio und bedient unterschiedliche Branchen. Hierzu zählen die Baubranche und Industrie sowie die Land-, Forst- und Kommunalwirtschaft – ebenso ist Bohnenkamp als Händler für Truck, Transport und Landschaftspflege zuständig. Grundsätzlich bringt das die Herausforderung mit sich, nicht nur unterschiedlichste Reifengrößen aufbieten zu müssen, sondern auch den individuellen Anforderungen zu entsprechen. Allein im Bau- sowie Landwirtschaftssektor müssen Reifen und Räder extrem hohen Einsatzbelastungen standhalten. Neben einer robusten sowie zuverlässigen Konstruktion spielt die Langlebigkeit eine tragende Rolle.
Aus dem Bohnenkamp-Lager direkt auf die Baustelle: Zum Einsatz kommen die Reifen des Osnabrücker Großhändlers auch bei den gewaltigen Muldenkippern, die für die Gewinnung bzw. das Mining konzipiert wurden.
»360°«-Serviceversprechen
Um den Kreis zur »360°-Performance« zu schließen, gehen die permanente Lieferfähigkeit und die hauseigene Radmontage allerdings auch mit der Frage einher, wo die vielbeschworene Servicearbeit eigentlich beginnt – und endet. Die Kurzfassung lautet: »Bohnenkamp begleitet seine Kunden und Partner über den gesamten Lebenszyklus eines Reifens – von der Beratung und Kaufentscheidung bis zur umweltgerechten Altreifenverwertung«, wie Thomas Pott klarstellte. Zur Erklärung: Die gesetzeskonforme Entsorgung hat Bohnenkamp im Jahr 2023 mit Unterstützung des Reifenherstellers BKT ins Leben gerufen. Über einen deutschlandweiten Service rücken zertifizierte Partner des Großhändlers aus und holen die Altreifen zum vereinbarten Termin ab – ein Anruf beim »Altreifen-Team« in der Bohnenkamp-Zentrale genügt. Der Service, so Bohnenkamp, umfasst jeden Schritt von der Auftragsannahme über die Abholung bis hin zur Rechnungserstellung. Neben einem zusätzlichen Serviceangebot kann Bohnenkamp damit natürlich auch die energetische Verwertung nach hohen Umweltstandards sowie die sichere Rückführung in den Materialkreislauf abdecken.
Abseits davon setzt Bohnenkamp im Service aber auch auf Schulungsprogramme: Im hauseigenen Trainingscenter können Vertreter aus den Bereichen Reifenhandel, Landmaschinenhandel sowie Fahrzeugbau zu sämtlichen Produktkategorien des Bohnenkamp-Sortiments geschult werden. Inhaltlich, so das Unternehmen, reicht das Spektrum von Montageschulungen und allgemeinen Grundlagen bis hin zur richtigen Reifenwahl für konkrete Anwendungsfelder. Das Ziel, so Bohnenkamp, ist eine Schulung auf Augenhöhe, bei der die Inhalte »von Profis für Profis« vermittelt werden. Zur Wahrheit gehört außerdem, dass Bohnenkamp ein glückliches »Personalhändchen« bewiesen hat: Im Vertriebs- sowie Servicebereich verfügt das Unternehmen über eine erfahrene Truppe, die teilweise sogar seit mehr als 20 Jahren bei Bohnenkamp beschäftigt ist. »Auf der einen Seite dürfen wir dankbar für die vielen langjährigen Mitarbeiter sein, die uns einen unschätzbaren Erfahrungswert bieten. Auf der anderen Seite investieren wir seit Jahren in die Ausbildung von Fachpersonal«, wie Thomas Bott erklärte. Um den Laden in Osnabrück am Laufen zu halten, sind aktuell 318 Mitarbeiter nebst 27 Auszubildenden für Logistik, Vertrieb und Verwaltung zuständig.
Reifen mit QR-Code versehen
Mit der sogenannten »Wheel-ID« hat Bohnenkamp im Übrigen eine äußerst smarte Idee auf den Weg gebracht: Jeder einzelne Reifen wird nun mit einem individuellen QR-Code ausgestattet, der den Zugang zu allen wichtigen Informationen bietet. Mittels Smartphone oder Tablet lassen sich alle produktspezifischen Details aufzeigen. So erfährt der Anwender, um welchen Reifentyp es sich handelt, für welche Einsatzzwecke er entwickelt wurde und welche technischen Datenblätter, Montagehinweise oder Sicherheitsaspekte für den Reifen hinterlegt worden sind. Abrufen lassen sich zudem Artikelnummer, Reifenmarke und -hersteller sowie Gewicht, Tragfähigkeit und Reifengröße. Auf diese Weise, so Bohnenkamp, kann der Kunde künftig immer und überall auf alle relevanten Daten und Informationen zugreifen.d