Beton und Asphalt aus einer Hand

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Die A 5 bei Karlsruhe gehört zu den stark frequentierten Autobahnen in Deutschland – bis zu 140 000 Fahrzeuge fahren dort pro Tag bei einem Schwerlastanteil von über 15 %. Die Fahrbahn auf diesem Autobahnabschnitt war teilweise über 30 Jahre alt – und das bei kontinuierlich wachsender Belastung. Kein Wunder also, dass die »in die Jahre gekommene« Strecke erneuert wurde.

Zum Einsatz kamen bei diesem Projekt an allen entscheidenden Stellen Maschinen der Wirtgen Group: Zuerst sorgte ein Anbaustabilisierer von Wirtgen zusammen mit einem Walzenzug von Hamm für den optimal verdichteten Unterbau. Dann entstand das Gros der Strecke als Betonfahrbahn mit Gleitschalungsfertigern von Wirtgen. Im Anschluss bauten Asphaltfertiger von Vögele und Tandemwalzen von Hamm die benachbarten Zu- und Abfahrten sowie einen 100 m langen Abschnitt im Bereich einer Brücke aus Asphalt.

Wirtgen WS 250 und Hamm H 20i schaffen die Basis

Die alte Betonfahrbahn wurde auf der kompletten Distanz entfernt. Der Unterbau musste anschließend teilweise neu verfestigt und teils aus Gründen des Wasserschutzes komplett neu eingebaut werden. Die Herstellung dieser 30 cm dicken Verfestigung übernahm ein Wirtgen-Anbaustabilisierer vom Typ WS 250 zusammen mit einem 20 t schweren Walzenzug von Hamm.

Dank seines leistungsstarken Fräs- und Mischrotors sowie des hohen Materialdurchsatzes sorgte der Anbaustabilisierer für die gründliche Durchmischung des Bodens. Dahinter verdichtete der Walzenzug H 20i die verfestigte Schicht. Dabei brachte er die geforderte Verdichtung mit der gewünschten Tiefenwirkung in den Unterbau ein. Der Hamm-Walzenzug löste die Aufgabenstellung mit seiner hohen Verdichtungskraft und einer statischen Linienlast von über 60 kg/cm.

2 x Wirtgen SP 1500: Einbauzug für zweilagigen Betoneinbau

Auf der Tragschicht wurde ein Vlies zur Rissüberbrückung und zur Wasserableitung verlegt. Darauf setzte sich der Gleitschalungsfertiger SP 1500 als »fahrende Straßenfabrik« in Bewegung und baute lärmmindernden, langlebigen und griffigen Waschbeton der Festigkeitsklasse C 30/37 mit insgesamt 27 cm Dicke auf einer Breite von 12,5 m und 15 m ein. Die Betondecke besteht aus zwei Schichten unterschiedlicher Zusammensetzung, wird aber in einem Einbauprozess frisch in frisch hergestellt.

Auf dem 22 cm starken Unterbeton, hergestellt aus lokal verfügbaren Kiesen (Korngröße 0/32) liegen 5 cm Oberbeton. Der Edelsplitt im Oberbeton weist eine maximale Korngröße von 8 mm auf. Dazu kommt ein deutlich höherer Zementanteil. Dieser Fahrbahnaufbau unterstützt eine Reduzierung der Baustoffkosten.

Für diese Bauweise sind im Einbauzug die Komponenten für die beiden Prozessschritte auf zwei Maschinen aufgeteilt: Im ersten SP 1500, dem Unterbetonfertiger, befinden sich Dübel- und Ankersetzer, die automatisch in vorgegebenen Abständen die Dübel und Anker zur Bewehrung in den Unterbeton einbringen. Unmittelbar dahinter fährt der zweite SP 1500, der Oberbetonfertiger, mit Quer- und Längsglätter. Diese Glätteinrichtungen verleihen dem Betonprofil die gewünschte hohe Ebenheit.Im Anschluss sorgt das Nachbehandlungsgerät TCM 1800 von Wirtgen für das »Finish« der Oberfläche. So wird zum Beispiel durch das Auftragen eines Oberflächenverzögerers das Erstarren und die Anfangserhärtung an der Betonoberfläche (ca. 1 mm) für eine begrenzte Zeit verhindert und durch eine Nachbehandlungsdispersion das Austrocknen der Betonoberfläche und damit das Entstehen von Rissen an der Oberfläche vermieden. Außerdem kann der TCM 1800 dem Beton – wenn gewünscht – eine definierte Textur verleihen.

Für den Betoneinbau war das Team von Bickhardt Bau rund um die Uhr im Einsatz. Dabei ist die Logistik eine der großen Herausforderungen: Man benötigt zwei verschiedene Baustoffe, die zum richtigen Zeitpunkt in der richtigen Menge am richtigen Ort verfügbar sein müssen. Einbaumeister Jörg Ackermann, seit 25 Jahren in diesem Geschäft tätig, beschreibt das so: »Der zweischichtige Einbau von Beton gleicht einem Planetengetriebe: Es gibt viele Bausteine, die für den Erfolg wichtig sind. Dabei gibt der Wirtgen-Fertiger den Takt vor. Er ist das Sonnenrad.« Das Team baute den Beton – insgesamt 7 500 m³ – in etwas mehr als zweieinhalb Tagen ein. Das war nicht der einzige Gleitschalungsfertiger von Wirtgen auf dieser Baustelle: An zwei anderen Stellen war ein SP 500 im Einsatz. Er baute eine 600 m lange, zusätzliche Abbiegespur unmittelbar neben dem 12,5 m breiten Betonprofil ein.

Auffahrten, Abfahrten und eine Unterführung in Asphalt

Johannes Foos, Bauleiter beim Auftraggeber, dem Regierungspräsidium Karlsruhe, hat eine klare Meinung zum Einsatz von Beton und Asphalt: »Beton ist für diese hoch belastete Autobahn der richtige und nachhaltige Baustoff. Auf den meisten Auf- und Abfahrten hingegen haben wir deutlich weniger Verkehr. Hier ist Splittmastix-Asphalt das Material der Wahl. Es wird genug belastet, um nicht zu verspröden, aber die Belastung ist nicht hoch genug, um Spurrinnen entstehen zu lassen.«

Deshalb wurden zusätzlich zur grundhaften Sanierung der Betonfahrbahn die Auf- und Abfahrten rund um das Autobahnstück entsprechend ihres Verschleißzustandes saniert. Bickhardt Bau erneuerte dort die Asphaltdeck- und -binderschicht – insgesamt rund 12 000 m². Außerdem hat das Team einen 100 m langen Abschnitt im Bereich eines Brückenbauwerks asphaltiert. Hier wurden 14 cm Tragschicht (AC 32 TS) und 8 cm Binderschicht (AC 16 BS) auf einer Breite von 10,3 m in einem Tag eingebaut. Diese Jobs erledigten ein Vögele-Fertiger vom Typ Super 1900-2 und Tandemwalzen DV 85 VO von Hamm. Nachdem sie ihren Job erledigt hatten, wurde darauf eine Guss­asphaltdecke eingebaut.

Auf der Baustelle bei Karlsruhe war der Super 1900-2 mit einer Ausziehbohle AB 600 TP2 im Einsatz. Michael Fuchs, Polier der Schwarzdeckentruppe, gefällt die Bohle, denn »die Ausziehbohlen von Vögele sind stabiler und verwindungssteifer als andere Lösungen.« Als Grund dafür gilt die hochstabile Einrohr-Teleskopführung. Mit ihr kann schnell und exakt die richtige Arbeitsbreite eingestellt werden. Und Fuchs findet, dass Vögele-Fertiger einfach »das bessere Einbaubild produzieren«, denn bei ihnen würden Glättbleche, Tamper- und Pressleisten besonders gleichmäßig beheizt. Für die Höhenregulierung und Nivellierung nutzt Bickhardt Bau die Nivellierautomatik Niveltronic Plus in Verbindung mit den jeweils passenden Sensoren aus dem Vögele-Programm. So gab es auf dem kurzen Stück zwischen den Betonfahrbahnen keinen Leitdraht. Stattdessen diente auf der ersten Bahn die angrenzende Schlitzrinne als Referenz. Sie wurde von einem Ultraschallsensor übernommen. Den Rest erledigte die Niveltronic Plus zusammen mit einem Neigungssensor.

Bedienerfreundlicher Fertiger Vögele Super 1900-2

 

Der Fertigerfahrer Pascal Reichmann arbeitet seit fünf Jahren auf dem Super 1900-2. Für ihn ist es »der bedienerfreundlichste Fertiger auf dem Markt«, unter anderem wegen durchdachter Details, der Aufteilung der Bedienelemente, der einfach verschiebbaren Bedienpulte, den schwenkbaren Sitzeinheiten oder den ausziehbaren Markisen. Reichmann ist als »Geprüfter Fertigerfahrer« auch stolzer Besitzer eines »Fertigerführerscheins«. Um dieses Zertifikat zu erlangen, bieten verschiedene Stellen eine spezialisierte Fortbildung an. Reichmann war dazu für eine Woche im Vögele-Werk in Ludwigshafen: »Dort haben wir viel über die Maschinen, über Sicherheit, Logistik und Asphalt als Baustoff gelernt. Das kann ich jeden Tag auf der Baustelle anwenden.«

Walze mit Aussicht

Für die abschließende Verdichtung waren auf dieser Baustelle zwei DV 85 VO von Hamm im Einsatz. Die schemelgelenkten Tandemwalzen boten sich für diesen Job an, denn auf der relativ kleinen Fläche mussten viele Ecken und Anschlüsse verdichtet werden. Walzenfahrer Nikolaj Schneider hatte dabei vom verschiebbaren Sitz aus immer einen guten Blick aus der Kabine auf die Bandagenkante. »Ich habe schon andere Walzen ausprobiert. Die Hamm-Walzen sind immer leiser gewesen als die Maschinen anderer Hersteller.«

Schneider, seit über 20 Jahren Walzenfahrer, schwärmt auch für die Wasserberieselung bei der Serie DV: »Ich kann die Wassermenge perfekt einstellen, sodass immer genügend Wasser auf der Bandage ist. Nicht zu wenig und nicht zu viel.« Die beiden Sichtfenster im Kabinenboden unterstützen zudem eine perfekte Sicht auf die Ban­dagenoberfläche. Nicht zuletzt ist er auch ein Fan der Oszillation: Mit dieser Technologie wird bei der Asphaltverdichtung zum Beispiel die Überver­dichtung bzw. Kornzertrümmerung verhindert. Außerdem erzeugt man so dichte Nähte, ­ohne die benachbarten, kalten Asphalt- oder Betonflächen zu schädigen. Und nicht zuletzt können die Oszillationswalzen auch in schwingungssensiblen Bereichen schnell verdichten.

Service

Eine Voraussetzung für einen erfolgreichen Projektverlauf ist die Zuverlässigkeit der Maschinen. Deshalb ist die tägliche Wartung seiner Geräte essentiell für Einbaumeister Michael Fuchs. Darüber hinaus führt das Bau-Team auch alle anderen Wartungsarbeiten selbst aus. »Das machen wir immer ziemlich genau nach 500 Stunden.« Je nachdem, wie eng das Team getaktet ist, kommt das Servicepersonal von Bickhardt Bau mitunter auch auf die Baustelle und erledigt seine Arbeit dort. Das ist möglich, weil die Wirtgen-Group-Produktmarken beim Thema Wartung und Service dieselbe Strategie fahren. Die Wartungspunkte sind gut erreichbar, die Arbeiten lassen sich ohne Spezialwerkzeug erledigen. So sind zum Beispiel beim Super 1900-2 sämtliche Pumpen auf dem Pumpenverteilergetriebe platziert. Auf die Frage, was passiert, wenn trotzdem mal ein Teil ausfällt, antwortet Einbaumeister Fuchs: »Der Service der Wirtgen Group ist wirklich gut. Wenn wir einen Techniker oder Ersatzteile auf der Baustelle benötigen, ist spätestens nach zwei bis drei Stunden jemand da.«

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