Lkw nach Maß für die Branche

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Als einziger Hersteller bietet Mercedes-Benz mit dem Arocs eine eigenständige Baureihe mit schweren Lkw speziell für die Bauwirtschaft. Vor drei Jahren feierte der Arocs seine Premiere auf der Bauma, inzwischen ist er mit einem vollständigen Programm lieferbar und wird zwei-, drei- und vierachsig angeboten. Es gibt Fahrgestelle und Sattelzugmaschinen. Die Antriebsformeln reichen vom 4x2-Zweiachser bis zum 8x8/4, einem Vierachser mit Allradantrieb und zwei gelenkten Vorderachsen. Besondere Varianten sind eingeschlossen, etwa Vierachser mit drei Hinterachsen oder Vierachser-Pritschenwagen mit einer angetriebenen und einer gelenkten Hinterachse.

Vorkonfektionierte Spezialisten erleichtern die Auswahl. Der Arocs Loader ist als zweiachsige Sattelzugmaschine oder als Betonmischerfahrgestell auf niedriges Eigengewicht und hohe Nutzlast ausgelegt. Der Arocs Grounder wiederum ist ein robuster Spezialist für besonders harte Einsätze.

Umfangreich ist auch die Spanne der Motorisierungen. Moderne Reihen-Sechszylinder mit 7,7 l, 10,7 l, 12,8 l und 15,6 l Hubraum sollen alle Wünsche abdecken. Insgesamt stehen 16 Leistungsstufen zur Wahl. Die Spanne reicht von 175 kW (238 PS) bis 460 kW (625 PS) und von 1 000 Nm bis 3 000 Nm.

Serienmäßig übernehmen vollautomatisierte Getriebe der Baureihe Mercedes PowerShift 3 mit acht, zwölf oder auf Wunsch 16 Gängen die Kraftübertragung. Eine Direktschaltung vom ersten in den Rückwärtsgang erlaubt schnelles Rangieren. Die Fahrprogramme »offroad« oder »power« mit jeweils mehreren Fahrmodi stellen sich auf den ­individuellen Fahrbetrieb ein. Zusatzfunktionen unterstützen den Fahrer, zum Beispiel der zuschaltbare Freischaukel-Modus bei Traktionsproblemen im Gelände. Optional sind ebenfalls manuelle Schaltungen lieferbar. Wer mit hohen Gewichten feinfühlig und verschleißfrei anfahren muss, wählt die Turbo-Retarder-Kupplung (TRK). Sie kombiniert eine hydraulische Anfahrkupplung und den Retarder in einer Komponente.

Drei Allradsysteme

Für den Offroad-Einsatz bietet Mercedes-Benz unterschiedliche Allradvarianten an. Stehen Nutzlast und Kraftstoffverbrauch im Vordergrund, ist der zuschaltbare Allradantrieb die richtige Wahl. Ist maximale Traktion gefordert, heißt die Lösung permanenter Allradantrieb plus Geländeuntersetzung. Als dritte Variante hat der »Hydraulic Auxiliary Drive« (HAD) für Aufsehen gesorgt. Er deckt mit zuschaltbaren Radnabenmotoren an der Vorderachse den straßenorientierten Einsatz mit gelegentlich erhöhten Traktionsforderungen ab. Der Fahrer schaltet HAD einfach per Knopfdruck zu – anschließend wird die notwendige Kraftübertragung effizient und stufenlos schlupfabhängig geregelt. Vorzüge des hydraulischen Antriebs sind das vergleichsweise geringe Mehrgewicht, Verbrauchs- und Emissionsvorteile und große Vielseitigkeit bei der Fahrzeugkonfiguration. Im Fall von Mercedes-Benz kommen Wartungsfreiheit, ein geringer Verbrauch bei aktiviertem hydrostatischen Antrieb sowie vor allem die Kombination mit dem Getriebe Mercedes PowerShift hinzu. Der Arocs HAD ist leistungsstark, leichter als ein Allradantrieb, einfach zu bedienen sowie wartungsfrei und langlebig.

22 Ausführungen des Fahrerhauses stehen zur Wahl


Breit angelegt wie die Antriebstechnik ist die Auswahl an Fahrerhäusern, sieben Kabinen stehen in gleich 22 Ausführungen zur Wahl. Es gibt schlanke Fahrerhäuser mit 2,3 m Breite oder geräumige mit 2,5 m Breite, kurze, mittellange und lange Kabinen sowie unterschiedliche Gesamthöhen und Höhen des Motortunnels. Die Auswahl reicht von S über M bis L und von ClassicSpace bis BigSpace.

Der Arocs fährt mit zusätzlichen Varianten in das Frühjahr: Neu sind Vierachser-Fahrgestelle mit einem Motortunnel von 320 mm statt 170 mm. Das entsprechend abgesenkte Fahrerhaus bietet bei Kippern den Vorteil einer geringeren Gesamthöhe. Generell ist der Einstieg durch einen geringeren Abstand zwischen den Stufen spürbar komfortabler.

Ebenfalls neu ist ein erweitertes Angebot an Antriebsachsen: Die Dreiachser mit zwei angetriebenen Hinterachsen stehen jetzt durchweg sowohl mit 2 x 10 t (als 26 t) und 2 x 13 t (als 33 t) zulässiger Achslast ab 310 kW (421 PS) zur Wahl. In beiden Fällen handelt es sich um Hypoidachsen (RT 440), mit denen der Arocs durchweg serienmäßig ausgestattet ist und ein Lastzuggesamtgewicht bis 80 t bewegen kann. Pro Achs-Tandem beläuft sich der Gewichtsvorteil von Hypoid- im Vergleich zu Außenplanetenachsen auf circa 175 kg. Der Vorteil beim Kraftstoffverbrauch beträgt nach Anbieterangaben bis zu 5 %. Die Außenplanetenachsen haben ihren Platz als Option bei besonders schweren Einsätzen.

Atego: vielseitiger Kipper für Bau- und Baunebengewerbe

Ist ein mittelschwerer Kipper für das Bau- und Baunebengewerbe gefragt, heißt die erste Wahl häufig Atego – der Zweiachser fährt mit 7,5 t bis 16 t zulässigem Gesamtgewicht vor. Im Programm sind Vier- und Sechszylindermotoren mit 5,1 l und 7,7 l Hubraum. Ihre Leistungsspanne reicht von 115 kW (156 PS) bis 220 kW (299 PS), das Spektrum des maximalen Drehmoments von 650 Nm bis 1 200 Nm. Die vollautomatisierten PowerShift-Getriebe mit sechs, acht oder zwölf Gängen mit den Fahr­programmen »offroad« und »power« verfügen über unterschiedliche Fahrmodi. Wahlweise sind manuell betätigte Getriebe mit sechs oder neun Gängen im Angebot. Ebenso können Käufer zwischen Stahl-, Stahl/Luft- oder Vollluftfederung wählen. Je nach Einsatzgebiet gibt es den Atego als 4 x 2, für erhöhte Traktion mit zuschaltbarem Allradantrieb sowie für den anspruchsvollen Offroad-Betrieb ebenfalls mit permanentem Allradantrieb. Zur Wahl stehen vier Fahrerhaus-Ausführungen. Das S-Fahrerhaus des Atego wird mit 2,3 m Breite als Classic­Space und Classic­Space verlängert angeboten. Daneben gibt es noch ein L-Fahrerhaus Classic­Space und eine Hochdachvariante als Big­Space jeweils mit Motortunnel.

Actros SLT und Arocs SLT


Gesamtzuggewicht bis 250 t, drei, vier und mit Andockachse sogar fünf Achsen, zwei angetriebene Achsen oder Allradantrieb, starke Motorisierung bis 460 kW (625 PS) Leistung und 3 000 Nm Drehmoment, 16 Gänge des Mercedes PowerShift-Getriebes – diese Werte sprechen für die beiden Mercedes-Benz- Schwerlastzugmaschinen Actros SLT und Arocs SLT.

Mindestens so wichtig wie diese Daten ist das maßgeschneiderte Konzept mit Turbo-Retarder-Kupplung (TRK) als Kombination von hydraulischer Anfahrkupplung und Retarder in einer gemeinsamen Komponente. Die TRK ermöglicht feinfühliges Anfahren und Rangieren selbst bei niedrigen Geschwindigkeiten und entwickelt als Primärretarder eine Bremsleistung von 350 kW (476 PS) – wichtig bei Fahrten im Gefälle. Gemeinsam mit der bis zu 475 kW (646 PS) starken High Performance Engine Brake sorgt die TRK für hohe Sicherheit und schont die Betriebsbremsen selbst mit höchster Tonnage im Gefälle. Zur Schonung des Getriebes ist die Summe der beiden Hochleistungsbremsen des SLT auf eine Systembremsleistung von 720 kW (979 PS) begrenzt.

Die vielfältigen Baumuster des SLT teilen sich in die Baureihen Actros SLT und Arocs SLT. Der luftgefederte Actros SLT ist mit den geräumigen Fahrerhäusern Giga­Space und Big­Space mit 2,5 m Breite lieferbar. Der stahlgefederte Arocs SLT basiert auf dem robusten Arocs Grounder mit den Fahrerhäusern BigSpace und StreamSpace in 2,3 m Breite. Als Hightech-Schwerlastzugmaschine ist der SLT auf bis zu 250 t Gesamtzuggewicht ausgelegt. Für die Bauwirtschaft steht er als Semi-SLT zum Transport schwerer Baumaschinen im Mittelpunkt. In diesem Fall kann auf die Zusatzkühlanlage und wahlweise auch auf die TRK verzichtet werden. Das zulässige Gesamtzuggewicht beläuft sich auf bis 120 t und mit Einschränkungen auf bis zu 155 t.

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