Fräsen anstatt schaufeln, pickeln oder baggern

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Einen Graben gräbt mancher mit der Schaufel, einfacher lässt sich die Arbeit aber mit einem Bagger bewerkstelligen. Und eine Grabenfräse erledigt den Job nochmals effektiver. Aufgehängt an der Hydraulik eines starken Traktors ist die neuartige Maschine fast uneingeschränkt geländetauglich. Mitte Februar führte Paul Eschbach seine neue Errungenschaft vor. Ein Landwirtschaftsbetrieb außerhalb des Dorfes benötigte eine neue Wasser- und Stromzufuhr. Die Wetterbedingungen – minus elf Grad und Sonnenschein – waren ideal. Die Grabenfräse arbeitet in hartem Terrain besonders sauber. Das Fräsenrad hat einen Durchmesser von 2,2 m, dreht mit 80 Umdrehungen pro Minute und erlaubt Grabentiefen von bis zu 1,45 m. Mit Diamanten besetzte Zähne fräsen sich durch Erde und Gestein wie durch Butter. Die Zapfwelle des Traktors überträgt die Kraft über ein Winkelgetriebe auf ein Zahnrad, das über Nocken das Fräsenrad antreibt. »Kraftstoff sparen ist ihr größter Vorteil«, erklärt Jürgen Stehr. Der Erfinder und Konstrukteur der Grabenfräse aus Schwalmtal in Hessen vergleicht die Leistung mit jener eines Baggers.

»Die Leistung ist enorm«

An einem Arbeitstag gräbt eine herkömmliche Baumaschine einen Graben von 250 m Länge. Dabei verbraucht sie rund 150 l Dieselöl. Die Grabenfräse hingegen verspricht pro Stunde bis zu 500 m bei einem Verbrauch von 30 l Treibstoff. In der Effizienz seiner Maschine sieht Stehr denn auch ihr größtes Potenzial. »Die Leistung ist enorm«, stellt er zufrieden fest.


Dass die Grabenfräse das Aushubmaterial in homogener Konsistenz auf einer Made direkt neben dem Graben anhäuft – was zum Füllen des Grabens wiederverwendet wird – gilt als weiterer Vorteil. Der Abtransport von Aushub und die Anlieferung von Füllmaterial entfallen komplett. Erst kürzlich ließ Swisscom-Bauleiter Urs Kamber einen Graben fräsen: »Optimal für härtere Böden«, lautet sein Urteil. Angetan ist er auch von den nur knapp halb so hohen Kosten. Das Prinzip des Antriebes der Grabenfräse ist uralt und wurde schon auf den Holzrädern in Sägemühlen verwendet. Das System bedingt allerdings ein Zugfahrzeug mit einem vollständig variablen Getriebe. Die Grabenbreite ist mit 36 cm vorgegeben.


Der Vortrieb variiert je nach Konsistenz des Bodens und der Grabentiefe. Telefonleitungen, Elektroleitungen, Wasser- und Abwasserleitungen, Kabelfernsehen, Entwässerungen: Die Liste der von Eschbachs Fräse zu erstellenden Gräben ist schier unendlich. Die Betreiber von Werkleitungen schätzen sind die sauberen Wände und die ebene Grabensohle.»So werden Leitungen viel weniger beschädigt«, sagt Paul Eschbach. Seit bald 40 Jahren verlegt er Rohre mit einem Tiefenpflug. Die Grabenfräse ist daher eine logische Ergänzung für seinen Betrieb. Rund 100 000 Euro investiert Eschbach in die neue Stehr-Grabenfräse. Obwohl das Angebot noch neu ist, zeigt er sich mit der bisherigen Auftragslage sehr zufrieden.


Ulrich Frei

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