EQAR-Kongress 2013: EU sieht Defizite beim Recycling-Vollzug

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Im Sinne des urban mining und der Abfallvermeidung müssen die im Bestand gebundenen mineralischen Rohstoffe am Lebenszyklusende eines Bauwerks durch Baustoff-Recycling im Kreislauf gehalten werden«, betonte Wierichs. Nach Einschätzung der EQAR sei jedoch das EU-Ziel, bis zum Jahre 2020 eine 70 %-ige Recyclingquote für mineralische Abfälle zu erreichen, stark gefährdet.


Gerben-Jan Gerbrandy, Berichterstatter des Umweltausschusses des EU-Parlaments, wies auf dem EQAR-Kongress in Brüssel auf die schnell wachsende Weltbevölkerung und das steigende Konsumniveau in den Schwellenländern hin. Hierdurch werde der Ressourcenbedarf in den kommenden Jahrzehnten erheblich zunehmen. Da jedoch die Ressourcen der Erde endlich sind, sei die Steigerung der Ressourceneffizienz nicht nur ökologisch sondern auch ökonomisch alternativlos. Gerbrandy: »Der Bausektor stellt den größten Ressourcenverbraucher und Abfallerzeuger in Europa dar. Deshalb hat die Erhöhung der Ressourceneffizienz bei mineralischen Rohstoffe höchste Priorität.«

»Öffentliche Auftraggeber ­haben eine Vorbildfunktion«


Matthias Groote, Vorsitzender des Umweltausschusses des EU-Parlaments, räumte Defizite beim Baustoff-Recycling in Europa ein. Selbst in EU-Mitgliedsstaaten mit günstigen Rahmenbedingungen für das Baustoffrecycling würden die europäischen und nationalen Vorgaben häufig von der unteren Behördenebene ignoriert. »Die öffentlichen Auftraggeber haben jedoch eine Vorbildfunktion und müssen bei ­öffentlichen Bauvorhaben bevorzugt Recycling-Baustoffe einsetzen, wenn die Kreislaufwirtschaft Bau gelingen soll«, bekräftigte Groote.


Als Vertreter der EU-Kommission erklärte Gunther Wolff, das Baustoff-Recycling fördern zu wollen. Allerdings werde die EU-Kommission nicht vor 2015 Kriterien für das Abfallende von Recycling-Baustoffen definiert haben. Wolff sicherte die Dialogbereitschaft der Kommission mit der Baustoff-Recycling-Branche zu und bekundete Interesse an dem europaweiten EQAR-Qualitätssicherungssystem für Recycling-Baustoffe.


Als Vertreter des europäischen Normungsgremiums CEN/TC 351 »Dangerous Substances« wies Jereon Bartels darauf hin, dass Spuren von Schadstoffen auch ohne menschlichen Einfluss überall vorhanden seien, eine Null-Kontamination in der Natur nicht vorkomme.


Bezüglich der Umweltauswirkungen sei die Quantität entscheidend. Deshalb müssen Grenzwerte für die Auswaschung von Schadstoffen unter Abwägung anderer Schutzziele wie der Abfallvermeidung ausgewogen festgesetzt werden.


Sein Kollege Dr. Udo Wiens wies auf das Fehlen abgestimmter Konzepte und Kriterien für die Umweltverträglichkeitsprüfung von Recycling-Baustoffen und anderen Bauprodukten hin. So sind große Unterschiede bei Prüfverfahren und Eluat-Grenzwerten für Recycling-Baustoffe zwischen den Niederlanden und Deutschland festzustellen. »Deshalb müssen einheitliche Prüf- und Bewertungsstandards in Europa geschaffen werden«, so Wiens.


»Der EQAR-Kongress hat die zunehmende Bedeutung des Baustoff-Recyclings zur Beherrschung des mengenmäßig größten Abfallstroms in Europa, aber auch Handlungsdefizite aufgezeigt«, so das Resümee von Manfred Wierichs. »Die EQAR wird die Europäische Union beim Wort nehmen und aktiv an der zugesagten Verbesserung der Rahmenbedingungen für das Baustoff-Recycling mitwirken«.

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