Bodenaufbereitung und Recycling im Teamwork

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Riva fertigt in Bachnang vorwiegend Gebäudefassaden für den Export in arabische Länder und insbesondere für das saudische Königshaus. Infolge neuer Großaufträge war die erst 2012 neu bezogene Produktionshalle mit rund 9 000 m² Fläche schon wieder zu klein. Deshalb entschied sich das Unternehmen für den Bau einer zusätzlichen Produktionshalle mit 15 000 m² sowie eines Verwaltungsgebäudes. Dem stand zunächst jedoch ein nicht ausreichend tragfähiger Boden auf dem vorgesehenen Baugelände im Weg.

Das von Riva mit den Erdarbeiten beauftragte Unternehmen Karl Fischer aus Weilheim an der Teck stand vor der Wahl: entweder den nicht trag­fähigen Boden auf dem 50 000 m² großen Areal abtransportieren und neu aufschütten oder den Boden lagenweise stabilisieren.

Fischer-Projektleiter Max Bachteler entschied sich in Abstimmung mit dem Auftraggeber für eine einfache und zugleich wirtschaftliche Lösung – Bodenstabilisierung mit Technologien der Wirtgen Group: »Durch die Aufbereitung des vorhandenen Bodens sparen wir nicht nur dessen zeit- und kostenintensiven Austausch, sondern erhalten eine qualitativ hochwertige, ausreichend tragfähige Grundlage.« Das abgestimmte Team aus Streumaster-Bindemittelstreuer, Wirtgen-Bodenstabilisierern sowie Hamm-Walzen wurde den hohen Erwartungen bei Erdbewegungen von rund 100 000 m³ mehr als gerecht.

Streumaster legt Grundstein

Der Auftakt oblag Streumaster, diesmal mit dem Bindemittelstreuer SW 16 MC. Das auf einen Dreiachser montierte Aufbaugerät verfügt über einen Streugut-Behälter von 16 m³. Bis zu 10 Bindemittel-Silozüge können täglich dank der hohen Leistung und der einfachen Befüllung per Schnellkupplung verarbeitet werden. Insgesamt wurden in Backnang 6 000 t Bindemittel ausgestreut. Die Ausbringung und Verteilung des Bindemittels – in diesem Fall Weißfeinkalk – erfolgt elektronisch gesteuert. Die Steuerung koordiniert Förderkette, Querschnecken, Dosierschleusen sowie Bedien­terminal miteinander, um eine exzellente Streugenauigkeit zu ­erzielen. Dank des Selbstreinigungseffektes der Zellenradschleusen kann sowohl die Präzision als auch die Leistung während des gesamten Projektes aufrechterhalten werden. Mit der integrierten automatischen Entstaubungsfilteranlage erfolgt das Befüllen des Streuers staubfrei, sodass an angrenzenden Gebäuden und Fahrzeugen keine Verunreinigungen entstehen.

 

Den Weg bereiten

Für das Einmischen des Streuguts in den Boden vertraute Fischer dem Wirtgen-Anbaustabilisierer WS 250. Fischer hat im Maschinenpark drei Wirtgen-Einheiten sowie drei Streumaster-Bindemittelstreuer. Mit wenigen Handgriffen ist der WS 250 an einen Traktor gekoppelt und der Traktor, wenige Minuten zuvor noch eine reine Zugmaschine, schnell zum »Stabilisierer« geworden. Der WS 250 ist speziell für kleine bis mittlere Bauvorhaben interessant.

Je größer die Fläche, desto leistungsfähiger muss die Maschine sein. Daher entschied sich Fischer Weilheim zusätzlich für einen Testeinsatz des Wirtgen-Recyclers und -Bodenstabilisierers WR 200i. Der »Kompakte« der neuen WR-Generation verspricht eine hohe Leistungsfähigkeit und Mischqualität, optimale Geländegängigkeit, zahlreiche Automatikfunktionen sowie perfekte Ergonomie. Fischer-Polier Holger Merkle war beeindruckt: »Die Großraumkabine ermöglicht eine sehr gute Rundumsicht, die Bedienbarkeit ist intuitiv. So hat der Fahrer jederzeit die optimale Kontrolle über den Arbeitsprozess.«

Bis zu 50 cm tief durchmischte der WR 200i den Boden homogen mit dem vorgestreuten Bindemittel. Das erzeugte Boden-Bindemittelgemisch bietet hohe Zug-, Druck- und Scher­festigkeit sowie nachhaltige Wasser-, Frost- und Raumbeständigkeit. Mit 435 PS erreicht der WR 200i in der Bodenstabilisierung Leistungen von bis zu 8 000 m²/Tag, bei einer Arbeitsbreite von 2 m und einer Arbeitstiefe von bis zu 50 cm. Nach Abschluss des Test­ein­sat­zes zeigte sich Projektleiter Bachteler zufrieden: »Trotz der hohen Leistungsfähigkeit ist die Maschine aufgrund des geringen Kraftstoffverbrauchs gleichzeitig sehr wirtschaftlich. Auch die Qualität des stabilisierten Bodens hat mich überzeugt.«

Hamm gibt letzten Halt

Für die optimale Verdichtung sorgten am Ende zwei Walzenzüge von Hamm. Während die H 20i mit Stampffuß den Boden vorverdichtete, übernahm die H 20i das »Finish«. Mit ihrem 3-Punkt-Pendel-Knickgelenk zeigten sich die Walzenzüge sehr manövrierfähig bei gleichzeitig optimaler Fahrstabilität. Positiv blickt Projektleiter Bachteler auf das Projekt in Backnang zurück. »Die Baustelle konnte dank einer gut geplanten Logistik, aufeinander abgestimmter Arbeitsprozesse und der richtigen Maschinen fristgerecht und damit erfolgreich abgeschlossen werden.«Kaltrecycler und Hochleistungsfräse in einem

Die flexiblen Einsatzmöglichkeiten des Wirtgen-Kalt­recyclers 3800 CR schätzt das US-Straßenbauunternehmen Dunn, das die Maschine für unterschiedlichste Aufgaben nutzt. »Die Anforderungen auf den Baustellen variieren, die Arbeiten sind wirklich eine Herausforderung. Da jedes Projekt anders ist, sind wir auf vielseitiges und zuverlässiges Gerät angewiesen, dass jede Herausforderung meistert«, erklärt Mark Stahl, Vize-Präsident Operations bei, Dunn. Auch bei einer Recycling-Baumaßnahme in Illinois setzte Dunn auf den 3800 CR und die umweltfreundliche Kaltrecycling-Technologie. Im Verbund mit einem Vögele-Raupenfertiger Vision 5200-2 und je einer Hamm-Tandemwalze HD+ 140 VV sowie HD+ 110 VV sanierte der Recycler zwei Highways zuverlässig: »Wirtgen ist der Pionier im Kaltrecycling. Von der Anwendungserfahrung profitieren auch die Kunden, die Unterstützung ist großartig«, begründet Stahl seine Entscheidung pro Wirtgen. Bei der Ausführung wählte der Kunde das Downcut-Verfahren, das Wirtgen speziell für das Kaltrecycling in-situ entwickelte. Dabei kann die Fräswalze nicht nur wie beim Upcut-Verfahren im Gegenlauf, sondern auch im Gleichlauf rotieren. Im »Rear Load« wird das ­recycelte Fräsgut per Heckverladung direkt an einen Straßenfertiger übergeben, der das Material umgehend einbaut und vor­verdichtet. Walzen übernehmen anschließend die Endverdichtung. Durch das Downcut-Verfahren ist bei der Aufbereitung des Materials – gerade von sehr brüchigen, dünnen, alten As­phalt­straßen – eine präzise Stückgrößenkontrolle möglich.

Während der 3800 CR auf dem CH 20 direkt mit dem Recycling beginnen konnte, musste er auf dem CH 11 zunächst 4 cm Deckschicht abfräsen. Der Kalt­recycler spielte sein Plus aus, auch als Hochleistungsfräse flexibel einsetzbar zu sein. Beim anschließenden Recycling fräst und granulierte der Fräs- und Mischrotor des 3800 CR den beschädigten Asphaltbelag in einem Arbeitsgang 10 cm tief. Gleichzeitig mischte er den von einem Bindemittelstreuer vorgestreuten Zement ein.

Vom 3800 CR geschobene Tankwagen versorgen die Einsprühanlagen über angekoppelte Schlauchleitungen mit Wasser und mit Heißbitumen, das als Schaumbitumen zugegeben wird. Das Material wird im Mischraum homogen vermischt, sodass in-situ das neue Mischgut entsteht. Auf dem Rotor positionierte Auswerfer übergeben anschließend das Mischgut auf das Förderband des 3800 CR. Über das schwenk- und höhenverstellbare Band wird es per Heckverladung in den Materialbunker des Vision 5200-2 übergeben. Dieser baut das Mischgut wieder profil- und lagegerecht 10 cm dick ein und verdichtet es gleichzeitig vor. Die beiden Tandemwalzen HD+ 140 VV und HD+ 110 VV übernehmen mit der finalen Verdichtung den letzten Feinschliff. Mit dem Ergebnis zufrieden zeigt sich auch Stahl: »Das Recycling in-situ ist eine gute Ergänzung zu traditionellen Bauweisen. Dank der Wiederverwendung des Materials reduzieren wir Zeit, Kosten und schonen die Umwelt. Davon profitiert neben dem Kunden auch der Steuerzahler.«

Der mit einem Ladeband ausgerüstete 3800 CR kann auch als Hochleistungsfräse im Upcut-Verfahren eingesetzt werden. Die starke Motorisierung und Förderbandkapazität befähigen den 3800 CR zum Fräsen mit extrem hoher Ausbauleistung wie zum Beispiel beim Ausbau kompletter Asphaltpakete. Großer Vorschub und bis zu 35 cm Ausbautiefe stehen für eine schnelle Abwicklung von Großbaustellen wie den großflächigen Deckschichtenaustausch auf Autobahnen oder auf Start- und Landebahnen von Flughäfen. »Wir setzen den 3800 CR auch vor dem Recycling zum Abfräsen dünner Belagsschichten ein und um unterschiedliche Neigungen und Höhen zu korrigieren«, so Stahl. So wird nach der Überbauung der Recyclingschicht mit einer Deckschicht das vorhergehende Höhenniveau erhalten.

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