bauMAGAZIN: Der SBM-Verlag und das bauMAGAZIN feiern dieses Jahr ihr 25-jähriges Bestehen. Dabei handelt es sich um einen beachtlichen Meilenstein, auch und gerade, weil diese 25 Jahre sicher nicht immer leicht waren. Wie fühlt sich das also an, wenn Sie diese Zahl hören?
Markus Holl: Die 25 Jahre fühlen sich nach Vielem an – nicht aber nach 25 Jahren. Es wirkt wie die Aneinanderreihung von Ereignissen, und das in einer derart schnellen Abfolge, dass nur selten Zeit für das Zurückschauen blieb. Für mich wirkt es noch immer so, als hätten wir gerade erst damit begonnen, unsere Idee für diesen Verlag in die Tat umzusetzen.
Joachim Plath: Seit der Gründung ist zwar viel Zeit vergangen, aber es wirkt immer noch so, als sei das alles erst gestern passiert. In den Anfängen haben wir bis tief in die Nacht hinein getan und gemacht, um die nächste Ausgabe in den Druck zu bekommen. Im Grunde wurden immer irgendwie zehn Dinge auf einmal erledigt. Rückblickend tut es dann gut zu sehen, dass wir anscheinend alles richtig gemacht haben.
Markus Holl
»Die wichtigste Aufgabe war es, den Online- und Printbereich miteinander zu verschmelzen und die redaktionelle Kompetenz so einzuflechten, dass beide Welten gleichermaßen bespielt werden und voneinander profitieren.
bauMAGAZIN: Wohlwissend, dass der Markt hart umkämpft ist, hat sich das bauMAGAZIN zu den führenden Fachpublikationen der Bauindustrie entwickelt und nimmt heute in vielerlei Hinsicht eine Vordenkerrolle ein. Bis hierher war es allerdings ein langer Weg: Was war damals die Motivation, ein Magazin dieser Art zu entwickeln, und hat sich an eben diesen Beweggründen bis heute etwas verändert?
Holl: Es war das Erkennen, dass ein (Bau)Magazin fehlte, das praxisorientierte Informationen vom Hersteller zum Anwender transportiert. Aus dem langjährigen Vertrieb von Baumaschinen und Geräten wussten Achim und ich, dass in der Branche viele Informationen gefehlt haben.
Plath: Die Medienlandschaft bot zu diesem Zeitpunkt nur wenige Publikationen, die uns über die neuesten Baumaschinen, laufende Bauprojekte, Anwendertipps und Branchenfachwissen informieren konnten. Daraus ist dann die Idee entstanden. Wir waren tagtäglich unterwegs in der Branche, wir kannten die Anwender, kannten die Händler und Hersteller und besaßen deshalb das notwendige Know-how, um eine solche Fachpublikation auf den Weg zu bringen.
Joachim Plath
»Mir sind Lösungswege wichtig. Natürlich sind 25 Unternehmerjahre nicht einfach nur ›straight‹ an uns vorüber gezogen – irgendwas war immer. Trotzdem muss man das als Lehrstunde begreifen, sich hinterfragen und weiter am Ball bleiben.«
bauMAGAZIN: Ein Magazin zu gründen, ist sicher kein leichtes Unterfangen und bringt Hürden mit sich. Wie sind Sie ganz am Anfang vorgegangen?
Plath: Das erklärte Ziel war, Wissen zu schaffen und als Fachmagazin einen Bedarf abzudecken, der viele Jahre innerhalb der Branche zu kurz kam. Die bauMAGAZIN-Anfänge gingen allerdings ohne Zweifel mit viel Glück einher: Wir hatten mit Thomas Schürger, Brigitte Weixler und Maria Anna Weixler-Gaçi ein Redaktions- und Gestaltungs-Team im Rücken, das Unvorstellbares geleistet hat und uns bis zum heutigen Tag treu geblieben ist. Gleiches gilt für Michael Wulf, der dem bauMAGAZIN als Chefredakteur fast 15 Jahre lang seinen eigenen Stempel aufgedrückt hat und maßgeblichen Anteil an dessen Erfolg hatte.
Holl: Schlussendlich, und das ist die Erkenntnis aus 25 Jahren, hatten wir immer ein starkes Team, das aus einer mutigen Idee eine steile Erfolgsgeschichte gemeißelt hat. Was die Hürden betrifft: Die hat es natürlich auch gegeben. In den ersten Jahren wollten wir die Bau-Branche über alle Bereiche abdecken, also nicht nur über Baumaschinen, sondern auch über Baustoffe und klassische Handwerksthemen sprechen. Ergeben haben sich daraus allerdings zwei teils unabhängige Interessengruppen. Nach zwei Jahren kam deshalb im Mai 1999 die Entscheidung, neben dem bauMAGAZIN eine zweite Publikation, den baustoffPARTNER, auf den Weg zu bringen. Eine weitere Hürde war, dass wir alles, wirklich alles von Grund auf selbst gelöst haben: 1997 standen uns geringste finanzielle Mittel zur Verfügung. Wir haben die Basis für unsere ersten Publikationen inmitten einer Kleiderkammer einer nicht mehr genutzten Kaserne geschaffen und auf unsere Bedürfnisse angepasst sowie umgebaut. Heute kaum vorstellbar, aber wir besaßen einen einzigen Tisch mit nur einem Telefon in der Mitte – ein Multifunktionsgerät mit Fax, Telefon und einem Computer, der von allen genutzt wurde. Das bauMAGAZIN ist somit sozusagen als Start-up in Eigenregie entstanden. Und natürlich ist das so eine Sache mit dem Eigenlob, aber nach über 25 Jahren dürfen wir zweifelsohne auch stolz darauf sein, was wir geschafft haben. Von der ersten Ausgabe an haben wir uns eigenständig finanziert. Bis zum heutigen Tag waren und sind wir bankenunabhängig und haben noch nicht ein einziges Mal rote Zahlen geschrieben.
bauMAGAZIN: Hand aufs Herz – um als Geschäftsführerduo über so viele Jahre hinweg erfolgreich zu sein, gehört mehr als bloße Professionalität: Wie haben Sie als Doppelspitze über die Jahre hinweg miteinander funktioniert – was ist es, das Sie an dem jeweils anderen schätzen?
Holl: Klarer Fall – das, was Achim und mich ausmacht, sind Gegensätze: Ich denke, jeder, der uns seit Längerem kennt, weiß, dass wir vieles sind, aber ganz sicher keine eineiigen Zwillinge. Jeder von uns hat einen anderen Kopf, andere Denkmuster – einen anderen Charakter. Manche sehen darin ein Gefahrenpotenzial, mit der Zeit aneinander zu geraten. Bei uns war es das komplette Gegenteil. Achim ist ein impulsiver Macher, einer, der auf den Tisch hauen und den Verlagsalltag mit Leben füllen kann, gleichzeitig aber ein extrem feines Gespür für Menschen hat und ihre Sorgen und Nöte erkennt.
Plath: Die Mischung macht’s: Natürlich gibt es Kontraste – jeder Mensch ist anders gestrickt. Die ruhige, strategische und akkurate Art von Markus sorgt dafür, dass wir uns gut ergänzen, uns gegenseitig unterstützen und mit unseren Erwartungen auf dem Teppich bleiben. Und eben dieses Zusammenspiel war ohne Zweifel das Rezept für 25 Jahre erfolgreicher Zusammenarbeit.
Holl: Grundlegend lässt sich sagen, dass wir dann doch etwas gemeinsam haben – den inneren Kompass. Wir konnten immer einen Konsens finden, ganz gleich vor welchem Problem wir standen. Wir haben eine entscheidende Lehre aus 25 Jahren gezogen: Die Erkenntnis, dass es nie die eine Wahrheit gibt, hat uns stark gemacht.
bauMAGAZIN: Zeit für ein Fazit: Sind Sie zufrieden mit der bisherigen Entwicklung und was würden Sie Ihrem jüngeren Ich mit Blick auf den SBM-Verlag womöglich mit auf den Weg geben?
Holl: Eine schwierige Frage. Als Unternehmer hast du ein klares Ziel – du willst erfolgreich sein. Alles, was da ist, investierst du in diese eine Idee, in diese eine Vision. Und damit steht zwangsläufig der wirtschaftliche Erfolg im Mittelpunkt. Mit 25 Jahren Abstand zu den Anfängen würde ich meinem jüngeren Ich sicherlich sagen wollen, dass eben dieser Erfolg am Ende nicht alles ist. Aber das ist aus heutiger Sicht leicht gesagt. Jeder, der ein Geschäft dieser Art auf die Beine stellt, weiß, was ich meine. Etwas, das ich meinem jüngeren Ich hingegen sofort raten würde, wäre ein noch pfleglicherer Umfang mit den Mitarbeitern: Das Verlags-Business ist bis zum Äußersten getaktet: Redaktionell hängt dir die nächste Deadline im Nacken, während der Vertrieb auf Hochtouren läuft, um das Anzeigengeschäft abzuwickeln. Das ist ein hartes Pflaster – und verdient mit dem Wissen von heute mehr Feingefühl gegenüber jenen, die Tag für Tag im SBM-Verlag ihr Bestes geben.
Plath: Mir sind Lösungswege wichtig. Natürlich sind 25 Unternehmerjahre nicht einfach nur »straight« an uns vorüber gezogen – irgendwas war immer. Trotzdem muss man das als Lehrstunde begreifen, sich hinterfragen und weiter am Ball bleiben. Der Glaube an die Magazine und die Notwendigkeit, als Informationsplattform für die Bauindustrie zu dienen, war immer da. Ob wir immer alles richtig gemacht haben? Sicherlich nicht, aber wir haben unsere Weichen richtig gestellt und standen ohne Wenn und Aber hinter unseren Entscheidungen. Der Erfolg ist die Summe der richtigen Entscheidungen.
bauMAGAZIN: Eine folgenreiche Veränderung dürfte für den SBM-Verlag die Online-Sparte mit sich gebracht haben. Mit SBM-Online sind Sie im Verhältnis zu anderen Verlagshäusern jedoch recht früh gestartet. Wie haben Sie das wahrgenommen?
Plath: Online wie Print sind wir derselben Philosophie treu geblieben: Im Fokus steht der Nutzen der Leser. Das ist das »A und O«. Unsere Printausgaben haben sich stets daran orientiert und dementsprechend weiterentwickelt. Sei es die Sparte Gebrauchtmarkt, unsere OEM-Ausgaben, der zielgruppenorientierte Versand oder die Gliederung im Heft, um sich ergänzende Zielgruppen zusammenzuführen – das alles ist entstanden, weil wir in den Markt hineingehört haben. Dasselbe gilt für den Online-Bereich. Durch die immense Expertise unseres Geschäftspartners, Andreas Kanat, wussten wir, dass es zu kurz gedacht wäre, lediglich »Online« zu sein. Wir haben eine Lösung gebraucht, die allumfassend ist und den Lesern eine Informationsplattform bietet, die das Wort auch verdient.
Holl: Wir hatten permanent das Gefühl, mit dem »Online gehen« viel zu spät dran zu sein. Man muss bedenken, die 1990er-Jahre waren das Zeitalter der Internet-Kommunikation und die Digitalisierung galt spätestens in den frühen 2000ern als der sichere Tod für die Printmedien. Das Thema »Online« hatte zwangsläufig Priorität. Aber wie bei so vielem anderen auch liegt zwischen »Quatschen« und »Machen« viel Luft. Wir haben festgestellt, dass wir intern weder das notwendige Know-how, noch die Zeit hatten, um den SBM-Verlag professionell auf das nächste Online-Level zu heben. Mit Kanat-Media haben wir einen perfekt passenden Partner gefunden, der durch seine jahrelange Erfahrung und der gleichen Vision perfekt zu uns passte. In Zusammenarbeit mit Andreas Kanat ist es uns gelungen, hochwertige Online-Portale ins Leben zu rufen und alle wichtigen Social-Media-Kanäle zu bedienen. Die wichtigste Aufgabe war es allerdings, den Online- und Printbereich miteinander zu verschmelzen und die redaktionelle Kompetenz so einzuflechten, dass beide Welten gleichermaßen bespielt werden und voneinander profitieren.
bauMAGAZIN: Wie wird die Zukunft des SBM-Verlags aussehen? Gibt es noch weitere Ideen, die in der Schublade schlummern, und denen Sie sich in der nächsten Zeit widmen?
Plath und Holl: Auch das ist eine Erkenntnis aus 25 Jahren in der Verlagsbranche: Bleib’ niemals stehen! Die Bauindustrie gilt zwar als traditionell – sie nimmt sich erfahrungsgemäß Zeit für Veränderungen, aber für die Verlagsbranche gilt das nicht. Wir müssen insbesondere nah am Leser dran bleiben, müssen in den Markt hineinhören und uns stetig weiterentwickeln. Dasselbe gilt natürlich für die Frage, welchen Bedarf wir als Verlag abdecken können und wohin wir uns weiterentwickeln möchten. Eine Idee, die bereits seit geraumer Zeit in der Schublade schlummert und jetzt Wirklichkeit wird, ist SBM Creative – eine unabhängig agierende Text- und Grafik-Agentur, mit der wir das Spektrum erweitern und den deutschsprachigen Raum mit gutem Content-Marketing bedienen möchten.
bauMAGAZIN: Eine Schlussfrage: 25 Jahre SBM-Verlag: Was möchten Sie Ihren Lesern, Mitarbeitern und Kunden sagen?
Plath und Holl: Unsere Leserschaft, unsere Kunden – die gesamte »bauMAGAZIN-Community« ist einmalig. Wir können uns in einem solchen Moment nur verneigen und wollen Danke sagen für die Treue, die Sie uns über so lange Zeit entgegengebracht haben! Verneigen müssen wir uns aber auch vor unserem Team: Viele SBM-ler sind seit der ersten Stunde bei uns und es macht richtig viel Spaß zu sehen, wie die alte Garde mit den jungen Nachfolgern harmoniert. Wir bereuen nicht eine Sekunde aus den vergangenen 25 Jahren und sind stolz auf das, was wir gemeinsam als Team geschafft haben. Ein besonderer Dank gilt Tobias Haslach: Seit 15 Jahren ist er jetzt bei uns und hat in den vergangenen fünf Jahren für eine umfassende Digitalisierung und Optimierung gesorgt, die nicht nur viel Zeit, sondern auch viel Weitsicht gefordert hat. Zugegeben, die Diskussionen mit uns »alten Hasen« war da sicherlich nicht immer einfach – aber auch das hat eindrucksvoll gezeigt, dass er die ideale Personalie ist, um den Verlag weiter auf Kurs zu halten.
Dan Windhorst d