Sennebogen Maschinenfabrik GmbH Seit 71 Jahren am Markt: »Dynamik ist der größte Antreiber«

Lesedauer: min | Bildquelle: Sennebogen
Von: Dan Windhorst

Die Zahl ist, wie wir spätestens seit Pythagoras wissen, »das Wesen aller Dinge« – und mit Blick auf  den Maschinenhersteller Sennebogen, der in diesem Jahr sein 71-jähriges Bestehen feiert, zeichnen bloße Zahlen so manch farbenfrohes Bild: Im Jahr 1952 gegründet, hat sich der Spezialist für Materialumschlag und Krantechnik mit Stammsitz im niederbayerischen Straubing zu einem Unternehmen mit 2 200 Mitarbeitern an fünf Standorten in Bayern, zwei Stahlbauwerken in Ungarn sowie Niederlassungen in den USA und in Singapur entwickelt. Heute verfügt Sennebogen über ein Händlernetz mit über 180 Vertriebs- und Servicepartnern an über 300 Servicestützpunkten und konnte in den vergangenen Jahren ein durchschnittliches Umsatzwachstum von 16 % mit einem Jahresumsatz von über 600 Mio. Euro verzeichnen. Gleichwohl hat Sennebogen massiv in seine Zukunftsfähigkeit investiert: Allein in den vergangenen sechs Jahren betrug das Investitionsvolumen satte 100 Mio. Euro. Oder anders gesagt: Die Zahlen dürften für sich sprechen. Und obwohl das so ist, hat Gesellschafter Erich Sennebogen kürzlich im Gespräch mit bauMAGAZIN-Chefredakteur Dan Windhorst klargestellt, dass das allein noch längst kein Garant für eine stabile Erfolgsgeschichte sei. »Diese 71 Jahre haben uns viel Arbeit und Weitsicht abverlangt. Wir sind bereit, uns permanent neu zu erfinden, und hinterfragen ständig, wo die Reise hingeht. Und eben dieses Maß an Dynamik ist unser größter Antreiber.«

Anlässlich des 71-jährigen Bestehens hatte Sennebogen Mitte September in das Stammwerk nach Straubing zur traditionellen Hausausstellung geladen und nutzte die »WE Show 71«, um sowohl einen Blick auf Vergangenheit als auch Zukunft zu wagen. Und Letzteres erklärte sich praktisch von selbst: Wie eingangs erwähnt, investierte Sennebogen in den zurückliegenden sechs Jahren über 100 Mio. Euro in die Bereiche Entwicklung, ­Service, Logistik und Fertigung. »Angesichts der gestiegenen Marktanforderungen sind die Geschäftsfelder weit vielfältiger geworden, weshalb wir jedes Jahr in unsere Maschinenentwicklung und unsere Standorte investieren«, so Erich Sennebogen, der in diesem Zusammenhang auf die Notwendigkeit hinwies, »den richtigen Leuten« zuzuhören. »Wir versuchen, alles aufzusaugen: Das, was unsere Anwender sagen, hat großen Einfluss auf unsere Entwicklungsarbeit.«

Große Investition in die eigenen Standorte

Zu den wichtigsten Baumaßnahmen der jüngsten Zeit zählt das im Jahr 2021 eröffnete ­Customer Service Center in Steinach – das bauMAGAZIN war damals bei der Grundsteinlegung dabei. Alle Aktivitäten aus den Bereichen Kundenservice, Ersatzteile sowie das Miet- und Gebrauchtmaschinengeschäft der Sennebogen Vertriebs GmbH wurden auf diese Weise gebündelt. Zur Verfügung steht in Steinach seither eine zusätzliche Fläche von über 87 000 m2 mit zwei Bürogebäuden, weitläufigen Hallen und einem großen Ersatzteillager mit automatisierter Lagertechnik. Ein ähnliches Bild zeigt sich in Wackersdorf: Zusätzlich zum neuen Versandplatz wurde ein neues Elektro-Testzentrum realisiert, das rund 1 000 m2 an Fläche umfasst. Nutzen möchte Sennebogen den Neubau insbesondere für die ausführlichen Testreihen sowie die Endarbeiten an Elektromaschinen. Ebenso hat ­Sennebogen ein zweites Stahlbauwerk im ungarischen Litér gebaut: Auf einer Fläche von gut 13 ha verfügt der Maschinenhersteller nun über eine 29 000 m2 große Produktionshalle sowie ein Bürogebäude. Das neue Werk, so Erich Sennebogen, sei vor allem für die »großen Teile« konzipiert worden, um die Handhabung schwerer Baukomponenten bis 30 m Länge und 25 t Gewicht zu ermöglichen. »Das neue Werk in Ungarn ermöglicht uns bis zu 20 000 t Stahlbau pro Jahr, womit wir nicht nur unsere Kapazitäten für Stahlbaugruppen und Schweißkonstruktionen erweitern, sondern gleichzeitig neue Reserven für die Zukunft schaffen.«

Der Abbruchbagger 830 E mit rund 52 t Einsatzgewicht, einer Reichweite von bis zu 23 m und einer Leistungskraft von 168 kW sorgte für viel Aufmerksamkeit.

Forschen, testen und entwickeln

Im Rahmen der Hausaustellung weihte Sennebogen überdies den neuen Produktentwicklungscampus am Standort in Straubing ein. Dazu zählen neben dem neuen 1 200 m2 großen Prototypencenter das Forschungs- und Testzentrum mit 1 300 m2 Fläche sowie das 3 000 m2 umfassende Entwicklungs- und Technologiezentrum. »Grundsätzlich soll diese Investition der Neumaschinen­entwicklung zugutekommen«, wie Thorsten Resch, Geschäftsführer bei Sennebogen, im Zuge einer Werksführung gegenüber dem bauMAGAZIN erklärte. »Auf diese Weise zentralisieren sich der Versuchs- und Prototypenbau, um den Fokus auf die Entwicklung neuer Technologie deutlich zu verstärken. Gleichzeitig haben wir eine eigene Prototypen-Abteilung ins Leben gerufen«, so Resch. Einen großen Vorteil der neuen Gebäudekomplexe sieht der ­Sennebogen-Geschäftsführer vor allem darin, dass ein offenes Konzept geschaffen wurde, durch das Forschung und Büros im engen Austausch zusammenarbeiten, um innovative Ideen »zu Papier, aber eben auch in die Fertigung zu bringen«. Laut
Erich Sennebogen widme man sich vor allem modernen Steuerungssystemen, der Elektromobilität sowie neuer Batterietechnik und Antriebssystemen. »Der kontinuierliche Ausbau unserer Entwicklungsarbeit sowie der stärkere Fokus auf neue Antriebslösungen, Automatisierungsprozesse und Digitalisierung von Maschinen machen uns als Hersteller zukunftsfähig.«

Im Rahmen der Hausausstellung gestattete Sennebogen auch einen Blick auf die Bandbreite an weiteren Lösungen – unter anderem den Seilbagger 6100 E mit einer Traglast von bis zu 100 t, einer Hakenhöhe von bis zu 63,5 m und  einer Leistung von 451 kW.

Nachhaltigkeit als erklärte Zielsetzung

Investiert hat Sennebogen allerdings auch in den verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen. Erklärtes Ziel ist es laut Erich Sennebogen, bis 2030 klimaneutral zu werden. »Unter anderem haben wir die Gebäude mit Niedrigtemperaturheizung mittels Betonkernaktivierung ausgestattet – durch die umweltschonende Kühlung durch Grundwasser verzichten wir zudem auf Klimaanlagen. Gleichzeitig setzen wir darauf, unsere eigene Energiegewinnung voranzutreiben: In den vergangenen Jahren wurden Photovoltaik-Anlagen mit rund 4 mW Leistung sowie Hackschnitzelheizungen mit ebenfalls 4 mW Leistung realisiert.« Darüber hinaus hat Sennebogen seine Dieselgeneratoren, die für die Tests von Elektromaschinen in Straubing und Wackersdorf zum Einsatz kamen, gegen Batteriespeicher ersetzt, die über die Photovoltaikanlagen befüllt werden.

Ein breites Spektrum an Maschinenlösungen

Geboten hat Sennebogen anlässlich der Hausausstellung aber auch einen Blick auf das aktuelle Produktportfolio: Am Standort in Straubing wurde ein weitläufiger Rundgang mit zahlreichen Stationen geboten, an denen einzelne Maschinen für die jeweilige Sparte vorgeführt wurde – wie bei ­Sennebogen üblich, durfte sich jeder Besucher natürlich auch selbst hinters Steuer setzen. Für den Bereich Abbruch stellte Florian Attenhauser, Leiter der Schulungsabteilung der Sennebogen Akademie, unter anderem den Abbruchbagger 830 E vor: Mit einem Einsatzgewicht von bis zu 52 t, einer Reichweite von bis zu 23 m und einer Leistungskraft von 168 kW sorgte die Maschine nicht nur auf dem Papier für viel Aufmerksamkeit. Trotz hoher Gewichts- und Leistungsdaten ist das Modell kompakt aufgebaut. Die hydraulische Abbruchmaschine lässt sich im selektiven Rückbau sowie bei Abbrucharbeiten an Gebäuden in enger Umgebung einsetzen. Aufgrund des hydraulischen Schnellwechslers lassen sich Anbaugeräte in kurzer Zeit wechseln, was die Maschine vielseitig und flexibel macht – so kann der 830 E unter anderem problemlos bei Sortierung und Verladung von Schutt, Kabeln oder Rohren unterstützen. Zudem, so Florian Attenhauser, punkte der 830 E mit einer einfachen Handhabung, leicht zugänglichen Wartungspunkten und komfortabler Bedienung. Optional lasse sich das Modell zudem mit einem vollhydraulisch ablegbaren Kontergewicht ausstatten, was das Transportgewicht um rund 10 t verringert. Mit dem Modell 870 E war im Übrigen auch der noch schwerere große Bruder vertreten: Er kommt auf ein Einsatzgewicht von 117 t bei 33 m und 36 m Reichweite und 261 kW Leistung. Das Einsatzgebiet des 870 E umfasst beispielsweise Abbrucharbeiten in einer Höhe von neun bis zehn Stockwerken. Mit seinem Greifer oder der Abbruchschere kann der Koloss einzelne Gebäudestrukturen punktgenau fassen und sicher zu Boden bringen. Aufgrund eines dritten Hubzylinders ist der 870 E auf Anbaugeräte bis 4 t ausgelegt. »Für dieses Arbeitstier sprechen neben der großen Reichhöhe und der massiven Konstruktion die hochfahrbare und neigbare Kabine sowie das leistungsstarke Antriebssystem«, so Attenhauser.

Als Geschäftsinhaber führt Erich Sennebogen, gemeinsam  mit seinem Bruder Walter, das Unternehmen bereits in zweiter Generation.

Für Recycling-, Holz- und Schrottumschlag

An der Station für klassische Umschlagmaschinen stach hingegen der 824 G hervor: Der 26,3 t schwere Bagger, der sowohl als Mobil- sowie Raupenvariante erhältlich ist, kann Reichweiten von bis zu 12 m realisieren und bringt rund 118 kW Leistung mit sich. »Trotz seiner hohen Leistungskraft zeigt sich der 824 G mit einem niedrigen Verbrauch. Unsere hochfahrbaren Kabinen sorgen für komfortables, präzises und sicheres Arbeiten mit der Maschine«, ergänzte Florian Attenhauser. Gezeigt hat Sennebogen allerdings auch seinen Teleskoplader 340 G mit einer Traglast von bis zu 4 t: Angetrieben wird dieses kompakte Modell durch einen Dieselantrieb mit rund 100 kW Leistung, während Hubhöhen von bis zu 7,7 m möglich sind. Konzipiert wurde es für Aufgaben in Sägewerken, Recyclingbetrieben, Kommunen und der Industrie. Im Fokus standen mit den Umschlagmaschinen 817 E und 735 E zudem zwei Entwicklungen, die nicht nur mit verschiedenen Antriebsvarianten sondern auch hoher Flexibilität punkten können. Der 17,2 t schwere 817 E macht Reichweiten bis 9 m möglich. Im Bereich Recycling- und Abfallwirtschaft stechen dessen kompakte, wendige und effiziente Vorzüge hervor. Ebenso lässt sich der 817 E auch in Hallen mit niedriger Deckenhöhe einsetzen. Gewählt werden kann laut Sennebogen zwischen einem Dieselmotor mit 97 kW Leistung, einem Elektrobetrieb mit 75 kW Leistung (optional mit Powerpack für bis zu 119 kW) sowie einem Akku-Elektro-Antrieb mit 252 kWh. Der Umschlagbagger 735 E wiederum ist speziell für den Holzumschlag entwickelt worden. Er bringt rund 43 t auf die Waage und ermöglicht eine Reichweite von bis zu 11 m. Auch dieses Modell lässt sich mit verschiedenen Antriebsvarianten ausstatten – entweder mit Dieselmotor bei 231 kW Leistung oder mit Green Efficiency Drive mit 209 kW. Ein hinten angelenkter Ausleger soll beim 735 E für eine ideale Gewichtsverteilung sorgen und das Gegengewicht reduzieren. »Außerdem bleibt diese Maschine auch im anspruchsvollen Gelände standfest: Dank der Achtfachbereifung stellen Steigungen oder ein schwieriger Untergrund kein Problem dar«, sagte Florian Attenhauser. Last but not least hatte Sennebogen seinen mobilen Umschlagbagger 865 E als Hybridausführung im Gepäck: »Überall da, wo Reichweite und hohe Tragkraft notwendig sind, spielt der 865 E Hybrid seine Vorzüge aus«, so Attenhauser. Die bis zu 110 t schwere Maschine besitzt eine Reichweite bis 25 m. Wird das Modell mit Dieselmotor ausgestattet, verfügt es über 261 kW Leistung plus Leistung des Hybridsystems. Der Elektromotor hingegen bietet 250 kW plus Hybridsystem und kann optional mit einem Power Pack bis 119 kW ausgestattet werden.


Auf ein vielfältiges Produktportfolio zurückgreifen

Natürlich dürfen bei Sennebogen auch die »richtig schweren Dinger« nicht fehlen: Im Rahmen einer Werksführung, bei der Geschäftsführer Thorsten Resch einen Blick hinter die Kulissen gewährte, kamen unter anderem Stahlgiganten wie der Seilbagger 6100 E mit einer Traglast von bis zu 100 t, einer Hakenhöhe von bis zu 63,5 m und einer Leistung von 451 kW zum Vorschein. Im Portfolio hat der Maschinenspezialist natürlich auch Giganten wie den Seilbagger 6300 mit 300 t Traglast und 80 m Hakenhöhe, den Raupenkran 7700 G mit bis zu 300 t Traglast und 154 m Hakenhöhe oder den Teleskopkran 6133 E, der bis zu 130 t stemmt und eine Hakenhöhe von bis zu 67 m aufweist. Die aktuelle Bandbreite von Sennebogenlösungen reicht von Teleskopladern über Umschlag-, Fäll-, Abbruch-, Elektro- und Seilbaggern bis hin zu Hafen-, Teleskop- und Raupenkranen sowie Greifern und Anbaugeräten. Grundsätzlich, und damit schließt sich für Erich Sennebogen der Kreis, stehe das Unternehmen seit nunmehr 71 Jahren erfolgreich für innovative Produkte, die »anwendernah entwickelt und mit beherrschbarer Technik ausgestattet sind«. Aktuell, und auch das gehört zur Wahrheit, hat Sennebogen insbesondere mit der Investition in eigene Entwicklungs-, Schulungs- und Testzentren große Zukunftsfähigkeit geschaffen. »Das Wachstum und die hohen Investitionen ändern allerdings nichts daran, dass Sennebogen ein Familienunternehmen ist und es auch bleibt«, so Erich Sennebogen. »Gemeinsam mit meinem Bruder Walter führen wir dieses Unternehmen in zweiter Generation – durch Anton und Sebastian Sennebogen steht bereits die dritte Generation in den Startlöchern, um unsere traditionellen Werte in eine stabile Zukunft zu tragen.«d

 

Fakten

  • Sennebogen in Zahlen
  • Im Jahr 1952 gegründet
  • Aktuell 2 200 Mitarbeiter
  • Händlernetz mit 180 Vertriebs- und Servicepartnern
  • Insgesamt 300 Servicestützpunkte
  • Durchschnittliches Wachstum von 16 %
  • Ein Jahresumsatz von über 600 Mio. Euro
  • Seit 71 Jahren erfolgreich am Markt vertreten

Firmeninfo

SENNEBOGEN Maschinenfabrik GmbH

Hebbelstraße 30
94315 Straubing

Telefon: +49 (0)9421-540-0

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