Einen nicht geringen Anteil daran hat der Erfolg der auf der letzten Bauma vorgestellten Prallbrechanlage R 90.
Mit der 90er sind wir in das Maschinensegment 26 bis 32 t vorgestoßen, das wir vorher nicht abgedeckt haben«, so Arnold-Gisler, Mitglied der Geschäftsführung und Personalleiter der Emil Gisler AG, und Vertriebsleiter Marc Glarner im Gespräch mit dem bauMAGAZIN.
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Bilder: Michael Wulf
Heftig diskutiert worden ist im Schweizer Nationalrat Mitte März die Frage, wann ein Produkt mit dem Label »swiss made« vermarktet werden darf. Oder anders gesagt: Wie viel Schweiz muss drin sein, damit Schweiz draufstehen darf? Würde man Bruno Arnold-Gisler, Mitglied der Geschäftsführung und Personalleiter der Emil Gisler AG und deren Vertriebsgesellschaft GIPO AG, zu dieser Diskussion befragen, man erntete wohl nur ein müdes Lächeln.
Denn die Emil Gisler AG verbaut in ihre Brech-, Sieb- und Förderanlagen nur Komponenten, die entweder am Unternehmenssitz in Seedorf – direkt am Ufer des Vierwaldstätter Sees gelegen – oder in Zulieferfirmen aus der Umgebung konstruiert und produziert werden. »Bei unseren GIPO-Anlagen ist nahezu alles ›swiss made‹«, so Bruno Arnold-Gisler und Vertriebsleiter Marc Glarner im Gespräch mit dem bauMAGAZIN. Weshalb das in aller Welt berühmte Schweizerkreuz alle GIPO-Anlagen ziert, die in der Branche den Ruf genießen, außergewöhnlich solide, robust und produktiv zu sein.
Das 1973 von Emil Gisler als Ein-Mann-Betrieb gegründete Unternehmen, das 1986 auf der Bauma mit der ersten raupenmobilen vollhydraulischen Brechanlage überhaupt für Furore sorgte, ist seiner Philosophie als »spezialisierter und flexibler Nischen-Anbieter« (Arnold-Gisler) bis heute treu geblieben – und damit gut gefahren. So steigerte man im vergangenen Jahr den Umsatz auf 40 Mio. Euro, und auch in den ersten Monaten dieses Jahres war die Auftragslage bestens. Einen nicht geringen Anteil daran hat der Erfolg der vor zwei Jahren auf der Bauma neu vorgestellten Prallbrechanlage R 90. »Mit der 90er sind wir in das Maschinensegment 26 t bis 32 t vorgestoßen, das wir vorher nicht abgedeckt haben«, sagt Arnold-Gisler.
Bis zu diesem Zeitpunkt ist GIPO vor allem für seine großen, individuell gefertigten raupenmobilen Anlagen bekannt gewesen, die bis zu 120 t wiegen können und von denen mittlerweile rund 600 in aller Welt im Einsatz sind. »Das dabei erworbene Know-how hat uns geholfen, diese kleinere Anlage mit einer im Verhältnis zu ihrem Gewicht außergewöhnlich großen Leistung in einer Art Kleinserie zu produzieren, was vom Markt sehr gut angenommen wurde«, so Arnold-Gisler und Glarner. »So ein Projekt umzusetzen, das gehört zu unseren Stärken. Als Familienunternehmen müssen wir das immer wieder neu beweisen. Aber dadurch gelingt es uns auch immer wieder, unseren Wettbewerbern eine Nasenlänge voraus zu sein.
Die R 90 ist somit auch das Produkt einer Art Neuausrichtung bei GIPO. »Natürlich ist die kundenspezifische Konstruktion und Produktion einer Anlage immer noch unsere Kernkompetenz«, sagt Arnold-Gisler. »Doch mittlerweile produzieren auch wir vermehrt in Modulen, wobei dieses Baukastenprinzip weiterhin eine große Vielfalt und Individualität der Anlagen garantiert.« Abgesehen von der kompakten, modularen und robusten Bauweise ist es neben der langen Lebensdauer und des daraus resultierenden hohen Wiederverkaufswertes vor allem der stufenlos verstellbare diesel-hydraulische Antrieb, der die GIPO-Anlagen auszeichnet.
»Der exakt richtige Antrieb«
»Unser Ansicht nach ist das exakt der richtige Antrieb für eine Maschine, die härteste Einsätze zu bewältigen hat«, sagt Arnold-Gisler. »Mit der stufenlos einstellbaren Rotordrehzahl kann man direkten Einfluss aufs Brechgut nehmen, was bei einem diesel-elektrischen Antrieb nicht so einfach der Fall ist.« Damit ist für ihn auch die Frage nach der Rentabilität einer Anlage gleich mit beantwortet. »Deren Wirtschaftlichkeit zeigt sich durch die Produktivität, also wie viele Tonnen produziert werden können zu welchen Treibstoffkosten. Und in dieser Hinsicht hat sich unser diesel-hydraulische Antrieb einfach bewährt.« Und er fügt scherzhaft folgenden Vergleich hinzu: »Ob man mit einem Ferrari über die Alpen nach Italien fährt oder mit dem Fahrrad, man kommt immer an. Die Frage ist nur: wann und wie?« Was aber nicht bedeute, »dass wir andere Antriebe nicht können«, so Arnold-Gisler. »Grundsätzlich bauen wir jeden Antrieb in eine Anlage ein, wenn dies aufgrund des Einsatzortes, beispielsweise in einem Tunnel, vorgeschrieben wird.«
Kein Thema ist für GIPO, trotz der modularen Bauweise, die Serienfertigung. »Wenn wir von einer Kleinserie reden, dann meinen wir damit, dass der Kunde, wie bei der R 90, die Grundkonfiguration nach seinen Vorstellungen erweitern kann«, sagt Arnold-Gisler. »Mit Komponenten, die wir in einer Art Serie produzieren.« So sei man beispielsweise in der Lage, innerhalb von einer Woche eine R 90 fertig zu bauen, wenn deren Chassis im Lager vorrätig ist. Eine Großserie komme aber für GIPO nicht in Frage. »Zum einen, weil wir nur auf Kundenauftrag bauen, zum andern, weil uns mit dem Standort Schweiz gewisse Rahmenbedingungen vorgegeben sind«, so Arnold-Gisler. »Als Familienunternehmen sind wir eher konservativ in unserer Philosophie, dafür aber auch gesund.«
»Service und Qualität«
Trotzdem beobachtet man bei GIPO die Entwicklung in der Branche sehr genau, in der ehemals ähnlich wie GIPO strukturierte Unternehmen mittlerweile zu Großkonzernen gehören. Doch für diesen Wettbewerb fühlt man sich gewappnet. »Unsere Chance liegt darin, dass wir als spezialisierter Nischen-Anbieter wesentlich flexibler sind als die Großen«, so Arnold-Gisler, »und es immer noch sehr viele Kunden gibt, für die Service und Qualität ausschlaggebend sind.« Natürlich sei es ein gewisses »Handicap«, dass Konzerne aufgrund ihrer Großserienproduktion eine Anlage wesentlich schneller zur Verfügung stellen können. »Deshalb müssen wir achtsam sein und uns in Zukunft noch mehr auf unsere Stärken besinnen.«
Nicht zuletzt auch aus diesem Grund hat die Emil Gisler AG in den vergangenen Jahren insgesamt rund 7 Mio. Euro in die Erweiterung und Modernisierung des Werkes in Seedorf investiert. So wurden nicht nur neue Hallen gebaut, sondern auch der Maschinenpark wurde erweitert, beispielsweise mit einem Schweißroboter, einer vollautomatischen Abkantanlage oder einer Schneidbrennanlage. Durch diese Investitionen hat sich das Unternehmen in den vergangenen zwei Jahren »wesentlich breiter aufgestellt« und sein Dienstleistungsangebot erweitert, sagt Arnold-Gisler. »Damit haben wir uns ein zweites Standbein geschaffen.« Dazu gehört, dass man vermehrt Fremdarbeiten übernimmt, wie beispielsweise drehmechanische Arbeiten für einen Hydraulik-Spezialisten oder Stahlbauarbeiten. So fertigte man kürzlich 40 Mulden mit einem Fassungsvermögen von etwa 15 m³ oder modifizierte einen Baggerarm für einen spezifischen Einsatz. Auch auf dem Verschleißteilsektor ist das Unternehmen verstärkt aktiv geworden. Die Generalüberholung der in Seedorf hergestellten Anlagen wird ebenso angeboten wie die von Fremdanlagen. »Vor allem auf dem Schweizer Markt werden wir in dieser Hinsicht unsere Aktivitäten weiter ausbauen«, sagt Arnold-Gisler. »Das gilt auch für den Bereich klassische Baumaschinen.«
Ebenfalls erweitern wird GIPO seine Vertriebsaktivitäten. Vor allem im »wichtigen Markt« Deutschland. Dort ist GIPO im Süden im Direktvertrieb aktiv, während der Norden und Westen von der TRS GmbH in Nienburg/Weser betreut wird. »Wir werden uns künftig in Deutschland verstärkt engagieren«, sagt Marc Glarner, »und setzen dabei auf unseren Service und die hohe Kundenzufriedenheit.« Die er an einem Beispiel festmacht: »Gut 50 Anlagen von uns laufen seit Jahren in Russland. Und erst einmal war es notwendig, dass wir einen Monteur dorthin schicken mussten.«
Noch nicht ganz ausgemacht ist hingegen, was für eine neue Maschine GIPO auf der Bauma im nächsten Jahr präsentieren wird. »Das bestimmt der Markt, beziehungsweise der Kunde«, sagen Arnold-Gisler und Glarner. »Auch die so erfolgreiche R 90 ist aufgrund einer Kundenanfrage entwickelt worden.«
Von Michael Wulf