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»Mit ›OQ Auto Connection‹ einen weltweiten Standard bei ­vollhydraulischen Schnellwechslern für Bagger etablieren«

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Der schwedische Tiltrotator- und Anbaugerätehersteller Steelwrist will mit einer großen Produktoffensive seinen internationalen Wachstumskurs fortsetzen. Dabei setzt das 2005 gegründete Unternehmen laut Gründer und CEO Stefan Stockhaus nicht nur auf neue Tiltrotatoren oder neue hydraulische Anbauwerkzeuge, wie Verdichter oder Multi- und Sortiergreifer. Sondern vor allem auch auf das neu entwickelte hydraulische ­Schnellwechslersystem OQ Auto Connection, das zudem »zu 100 % kompatibel ist« mit dem weit verbreiteten OilQuick-System. »OQ Auto Connection ist ein strategischer Schritt, um einen weltweiten Standard bei ­vollhydraulischen Schnellwechslern für Bagger zu etablieren«, sagte Stockhaus Ende April bei der Präsentation am Unternehmenssitz in Sollentuna, wo außerdem von der Steelwrist-Schwesterfirma SVAB mit Quantum eine neue Plattform für Steuersysteme vorgestellt wurde.

Von Michael Wulf
Für Stefan Stockhaus und seinen Partner und Entwicklungsleiter Markus Nilsson steht es außer Frage, dass im Zuge der Digitalisierung Anbau­geräte und Maschinen durch die Integration der Steuerungssysteme sowie der System-Interaktion in Zukunft wesentlich enger miteinander verknüpft sein werden und dadurch die Effizienz und die Sicherheit beim Arbeiten mit Baggern nochmals erhöht wird. Als ein »schnell wachsendes Unternehmen« im Segment der Tiltrotatoren und Anbaugeräte sei Steelwrist mittlerweile in 22 Ländern vertreten, davon in zehn Ländern mit eigenen Organisationen, betonte Stockhaus.
So habe man zuletzt eigene Niederlassungen in den USA, in Dänemark und in Südkorea gegründet und sei zudem durch die Übernahme des englischen Händlers AgCon jetzt auch in Großbritannien mit einer eigenen Organisation präsent. Vor allem die Präsenz in Südkorea biete für Steelwrist große Möglichkeiten, so Stefan Stockhaus. »Südkorea ist nach Stückzahlen weltweit der größte Markt für Mobilbagger, die von ihren Besitzern bedient werden. Das ist für uns die perfekte Situation, um Marktanteile zu gewinnen.«

»Machen einen großen Schritt nach vorne«

Das sei natürlich auch in Deutschland das Ziel, wo Steelwrist seit 2013 aktiv ist und mittlerweile die »Nummer 2« sei. »Mit unserem neuen Portfolio machen wir einen großen Schritt nach vorne«, betonte Stefan Stockhaus im Gespräch mit dem bauMAGAZIN. So steige der Bedarf nach vollhydraulischen Schnellwechslern in allen relevanten Märkten deutlich. Viel verspreche man sich deshalb von der Kompatibilität mit dem OilQuick-System, das bei den vollhydraulischen Schnellwechslern in Deutschland der absolute Marktführer sei. »Wir werden unsere OQ-Technologie zunächst in Schweden und in Norwegen auf den Markt bringen. In Deutschland wollen wir dann im 4. Quartal 2017 Schritt für Schritt mit der Markteinführung beginnen.«

OEM-Kooperationen mit Volvo CE, Yanmar und JCB

Auch Joachim Schier, Steelwrist-Regionalleiter für die Märkte in Deutschland, Österreich und in der Schweiz (DACH), ist davon überzeugt, dass »unser erweitertes Portfolio für neue Impulse im Markt sorgen wird«. Gegenüber dem bauMAGAZIN verwies er zudem auf die OEM-Kooperationen mit Volvo CE, Yanmar und JCB (Hydradig und JS145W/JS175W), die vor allem auch den Steelwrist-Händlern einen großen Vorteil böten. »Wenn die Konfiguration direkt ab Werk erfolgt, ist der Aufwand für unsere Händler ein wesentlich geringerer«, sagte Schier. Natürlich sei es auch nach wie vor möglich, jeden Bagger – unabhängig vom Hersteller – nachträglich mit einem Tiltrotator auszurüsten. Grundsätzlich sieht Joachim Schier Steelwrist in der DACH-Region auf einem guten Weg: »Wir haben in den vergangenen drei Jahren den Absatz verdrei­fachen können.«
Die OQ-Auto-Connection-Technologie wird an Schnellwechslern, verschiedenen Adapterplatten sowie an den Tiltrotatoren von Steelwrist verfügbar sein und ist mit den neuesten Hydraulikkupplungen sowie einem verbesserten Staubschutz ausgestattet. »Wir haben seit einiger Zeit Anfragen zu vollhydraulischen Schnellwechslern erhalten und die Kunden erwarteten eine Lösung von uns. In den vergangenen fünf Jahren haben wir uns jedes verfügbare System angeschaut, geprüft und an verschiedenen Konzepten gearbeitet. Deshalb freuen wir uns sehr, dass wir nun unser OQ Auto Connection vorstellen können«, sagte Stefan Stockhaus.

Große Drehdurchführung und guter Staubschutz

Die OQ Auto Connection entspricht dem internationalen symmetrischen Standard mit Keilverriegelung entsprechend der ISO 13 031-2016. Neben der Erfüllung der ISO 13 031-2016 verfügen die Schnellwechsler und Tiltrotatoren mit OQ-Technologie über die patentierte FrontPin-Lock-Technologie. Dadurch wird die Sicherheit erhöht, da Anbauwerkzeuge nicht mehr unbeabsichtigt herabfallen können. »Aus technischen Gesichtspunkten sind zwei Aspekte bei der Entwicklung von vollhydraulischen Schnellwechslern wichtig. Erstens benötigt man eine echte große Drehdurchführung, um alle Arten von Anbauwerkzeugen betreiben zu können. Zweitens ist ein guter Staubschutz notwendig sowie ein Kuppelprozess, der das Risiko eines Schmutzeintrags über die Flachkupplungen verhindert«, erläuterte Markus Nilsson.

»Stärkung des symmetrischen Standards«
Bei Tiltrotatoren wird die OQ-Technologie anfangs nur als obere Aufnahme erhältlich sein. Der untere Schnellwechsler in der OQ-Ausführung soll ab dem 4. Quartal dieses Jahres auf den Markt kommen. »Ein wichtiger Aspekt war die Stärkung des symmetrischen Standards bei Schnellwechslern, anstatt ihn aufzuweichen«, sagte Stefan Stockhaus. Es werde kein weiteres spezielles Schnellwechslerkonzept benötigt, sondern ein preiswertes und effizientes System für einen einfachen Wechsel von Anbauwerkzeugen. »Wir freuen uns über die Weiterentwicklung. Mit diesem Schritt werden wir unsere Kräfte mit OilQuick bündeln, um einen ­weltweiten Standard bei vollhydraulischen Schnellwechslern zu etablieren«, betonte Stefan Stockhaus, der zudem auf die große Drehdurchführung hinwies, die ab Juni für alle Tiltrotatoren vom Modell X18 (12 t bis 18 t) an verfügbar sein wird.
Neben der Präsentation der OQ-Technologie stand in Sollentuna die Vorstellung der neuen hydraulischen Anbauwerkzeuge mit im Mittelpunkt. Zu denen gehören neben dem bereits Anfang letzten Jahres vorgestellten Sieblöffel (sechs Modelle von 2 t bis 33 t) jetzt auch Anbauverdichter, Multi- und Sortiergreifer. Die Anbauverdichter werden in vier Größen für Bagger von 2 t bis 30 t angeboten. Wichtige Merkmale bei den Anbauverdichtern sind die exzentrische Anordnung der Aufnahme, eine optimierte Verteilung der Verdichtungskraft sowie eine Druck- und Durchflussmengenkontrolle zur Überlastsicherung.

Für den harten Einsatz ausgelegt

Der Mehrzweckgreifer (MG-Linie) ist für allgemeine Greif- und Holzarbeiten geeignet. Anwendungsbereiche sind das Setzen von Steinen und der Holzumschlag. Eine große Schließgeometrie, Hardox 500, hohe Schließkräfte sowie mechanische Endanschläge sorgen für eine lange Lebensdauer. Durch den Einsatz von hochwertigen Stählen werde das Gewicht reduziert, die Kapazität erhöht und dadurch der Kraftstoffverbrauch gesenkt, so Steelwrist. Es sind vier Varianten erhältlich – vom MG20 für Bagger von 3 t bis 6 t bis zum MG55 für ein Einsatzgewicht von 18 t bis 26 t.
Die Stein- und Sortiergreifer (SG-Linie) wurden ebenfalls als komplette Produktlinie für Bagger von 6 t bis 32 t vorgestellt. Die neuen hochwertigen Sortiergreifer sind für den harten Einsatz aus­gelegt, wie Sortierung von Bauschutt und Schrott oder Recyclingmaterialien, Bewegung von schweren Steinen oder Holz, aber auch für den mittelschweren Abbruch. Eine große Öffnungsweite, hohe Schließkräfte und geschraubte sowie drehbare Schneidkanten aus HB500 sollen einen kosteneffizienten Betrieb garantieren.

Partnerschaft mit Tiltman ApS

Nachdem Steelwrist im Februar die Partnerschaft mit Powertilt bekannt gegeben (das bauMAGAZIN berichtete in Heft 4/17, Seite 17) und den Steelwrist-Powertilt für Bagger mit einem Einsatzgewicht von 2 t bis 20 t auf den Markt gebracht hat, wurde bei der Präsentation in Sollentuna die strategische Partnerschaft mit Tiltman ApS vorgestellt, einem dänischen Hersteller von Schwenkeinheiten für Minibagger mit einem Einsatzgewicht von 700 kg bis 3 t. Das Produkt von Tiltman wird mit dem Schnellwechsler S30 und S40 angeboten und ist mit einer halbautomatischen und einer hydraulischen Verriegelung verfügbar. Die Schwenkfunktion wird dabei über zwei kompakte Zylinder realisiert, wodurch ein niedrigeres Gewicht erzielt wird.

Quantum, eine neue Plattform für Steuersysteme
Eine wichtige Rolle im Rahmen der Steelwrist-Produktoffensive spielt die von der Schwesterfirma SVAB neu vorgestellte Plattform Quantum. Diese verbindet Steuerung, Kommunikation, Joysticks und Sensoren, um die Effizienz und die Funktionalität bei Baggern zu steigern, so SVAB, nach eigenen Angaben weltweiter Marktführer bei Steuersystemen für Tiltrotatoren. »Mit Quantum ist es kinderleicht, das Steuersystem den Wünschen des Herstellers oder des Kunden entsprechend anzupassen«, sagte Fredrik Eriksson, CEO von SVAB. »Die Standardfunktionen wie Tiltrotatorsteuerung, Rad- oder Kettenlenkung, Schildsteuerung oder Grabbremse können sehr einfach konfiguriert werden.«
Eine weitere Funktion der Quantum-Plattform ist die Fernwartung, mit der die Händler ihre Kunden unterstützen können. Dieser Kundendienst kann aber auch, abhängig vom Standort des Baggers, von SVAB direkt oder von Steelwrist erfolgen. Quantum bietet außerdem die Möglichkeit, direkt mit dem Steuersystem der Maschine zu kommunizieren. So können Informationen direkt auf dem Display der Maschine angezeigt werden. Die Standardanzeige werde aber, so Fredrik Eriksson, die Quantum-Smartphone-App sein, verfügbar für iOS und Android. Über diese App kann der Fahrer den Systemstatus abfragen, Profile ändern oder Einstellungen aktualisieren. Die Quantum-App ist ebenfalls die Schnittstelle für die Fernwartung und die Erstellung von CE-Dokumentationen.

Mit externen Systemen kommunizieren

Als eine weitere wichtige Funktion von Quantum stellte Fredrik Eriksson ToolRec vor, das neben der automatischen Werkzeugerkennung den Fahrer über Serviceintervalle und den aktuellen Standort des Anbauwerkzeugs informiert. Die automatische Werkzeugerkennung, dank der der Fahrer keine manuelle Eingabe des verwendeten Werkzeugs vornehmen muss, besteht aus einer batteriebetriebenen Einheit, die mit einem Empfängermodul in der Kabine kommuniziert. Die Batterielaufzeit beträgt etwa fünf Jahre. Die Quantum-Plattform kann darüber hinaus mit externen Systemen zur Maschinensteuerung, wie Leica oder Trimble, kommunizieren.

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