Mit dem neuen Crafter ist VW »jetzt mit im Spiel«

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Von Michael Wulf

Der vor rund 350 internationalen Medienvertretern präsentierte neue Crafter bietet laut VW mit einer Nutzlast von bis zu 5,5 t und einem größeren Ladevolumen von bis zu 18,4 m³ sowie einer Vielzahl von Antrieben und Derivaten alltagstaugliche Lösungen für individuelle Transportaufgaben aus allen Nutzungsbereichen. Dazu gehört vor allem auch der Baubereich, wie Eckhard Scholz im Gespräch mit dem bauMAGAZIN betonte. »Das Bausegment ist für uns eine Kerndisziplin im leichten Nutzfahrzeugbereich«, sagte Scholz. »Die hohen Tonnagen, der Allradantrieb oder der Antriebsstrang unterstreichen, dass der Crafter künftig eine gewichtige Rolle auf den Baustellen spielen soll.«

Eckhard Scholz erläuterte bei der Weltpremiere, dass das gesamte Fahrzeug-Konzept von Grund auf neu entwickelt worden sei – und zwar auf Basis konkreter Kundenwünsche. »Die Entwicklung des neuen Crafter war die einmalige Chance, keine Kompromisse eingehen zu müssen und gleichzeitig auf Jahrzehnte Erfahrung im Segment zurückgreifen zu können«, so Scholz. »Beim neuen Crafter hat es eine Verschmelzung von ­Produktfokussierung und Kundenorientierung ge­geben. Wir haben dieses Fahrzeug aus Kundensicht entwickelt.« Als ein Beispiel dafür nannte er die neue Schiebetür, die drei Sekunden schneller schließe als die im Vorgängermodell. »Das summiert sich bei Kurierfahrern auf zehn Minuten am Tag und damit im Jahr fast auf eine Woche, die an Arbeitszeit eingespart wird.«

Für den neuen Crafter gibt es ein breit gefächertes Derivateangebot auch bei hohen Tonnagen: Als Kastenwagen und Kombi ist der neue Crafter in verschiedenen Längen (5 986 mm, 6 836 mm oder für den Kastenwagen auch 7 391 mm) und Höhen (2 355 mm, 2 590 mm oder für den Kastenwagen auch 2 798 mm) verfügbar. Hinzu kommen die offenen Varianten als Einzel- oder Doppelkabine mit diversen Längen und mit oder ohne Aufbaulösungen – wie beispielsweise als Pritschenwagen, mit Koffer oder Kippvorrichtung.


2-Liter-TDI-Motor »EA 288 Nutz« weiterentwickelt

Die auf Basis des »Modularen Dieselbaukastens (MDB)« weiterentwickelten EU6-Motoren wurden für den neuen Crafter speziell im Hinblick auf die Anforderungen eines Nutzfahrzeugs ausgelegt. Der aus dem T6 bekannte 2 l-TDI-Motor »EA 288 Nutz« wurde für den neuen Crafter weiterentwickelt und ist für die EU6-Märkte mit Frontantrieb in drei verschiedenen Leistungsstufen verfügbar: Mit 75 kW (102 PS), 103 kW (140 PS) oder als BiTurbo-TDI mit 130 kW (177 PS). Der 1 968 cm³ große TDI-Motor ist quer eingebaut und um acht Grad nach vorne geneigt, was eine geringere Techniklänge in Anspruch nimmt und somit mehr Platz für Fahrer und Ladung bereitstellt.


Verbrauch im Schnitt um 15 Prozent reduziert

Ab Mitte 2017 wird das Angebot durch den Allradantrieb 4Motion mit quer eingebautem Motor und den Heckantrieb mit längs eingebautem Motor ergänzt. Alle Motoren erfüllen die Abgasnorm EU6 und verfügen serienmäßig über ein Start-Stopp-System. In Summe habe man den Verbrauch durchschnittlich um 15 % reduzieren können, so VW, was bedeute, dass die neuen Motoren über die gesamte Baureihe rund 1 l Kraftstoff pro 100 km in Vergleich zur Vorgängergeneration einsparen. Darüber hinaus punkte der neue Crafter mit geringen Verschleiß-, Wartungs- und Reparaturkosten auch langfristig im Hinblick auf den Kostenfaktor, die sogenannten »Total Costs of Ownership (TCO)«.

Für die quer eingebauten Motorenversionen mit Frontantrieb oder Allradantrieb 4Motion steht wahlweise ein manuelles 6-Gang-Schaltgetriebe oder ein 8-Gang-(Wandler-)Automatikgetriebe zur Auswahl. Die längs eingebauten Motorenvarianten mit Heckantrieb werden dann zukünftig ebenfalls mit manuellem 6-Gang-Getriebe oder alternativ als 8- Gang-(Wandler-)Automatikgetriebe angeboten.

Das von Grund auf neu entwickelte und detailliert abgestimmte Fahrwerk verfügt über eine komfortable McPher­son-Vorderachse sowie über fünf verschiedene Varianten einer starren Hinterachse mit – derivatabhängig gegebenenfalls progressiver – Parabel-Feder. Die erstmalig in diesem Segment zum Einsatz kommende elektromechanische Lenkung soll für ein hervor­ragendes Handling sorgen, für optimierte Wendigkeit und ein sicheres Fahrverhalten in allen ­Beladungszuständen. Diese Verbesserung der Lenkpräzision und Feinfühligkeit führt darüber hinaus aufgrund des adaptiven Energieverbrauchs zu einer deutlichen CO₂-Reduzierung. »Bei dieser Thematik ist der neue Crafter richtig gut, sodass wir damit unsere Wettbewerber ein bisschen ärgern können«, sagte Eckhard Scholz.

Teilweise deutlich gesteigert werden konnten beim neuen Crafter die nicht nur für Um- und Aufbaulösungen relevanten Vorder- und Hinterachslasten. So beträgt die maximale Vorderachslast 1 800 kg beim Crafter mit Frontantrieb und einer Tonnage bis 3,5 t, die maximale Hinterachslast beläuft sich auf 2 100 kg. In der selben Gewichtsklasse mit Heckantrieb und Singlebereifung bleibt die Vorderachslast gleich, die maximale Hinterachslast darf aber bis zu 2 250 kg betragen. In der Tonnage bis 4 t steht beim Frontantrieb vorn eine maximale Achslast von 2 100 kg zur Verfügung, die maximale Hinterachslast beträgt 2 380 kg.


Ein Ladevolumen von bis zu 18,4 Kubikmeter

Überzeugen will der neue Crafter vor allem durch Funktionalität, raffinierte Nutzungsvorbereitungen und optimierte Maße. So erzielt er mit Frontantrieb ein Ladevolumen von bis zu 18,4 m³ bei einem zulässigen Gesamtgewicht von 3 t bis 4 t. Dabei bietet er eine Durchladebreite zwischen den Radkästen von 1 380 mm und eine maximale Lade­raumlänge von 4 855 mm – was laut VW die besten Packagemaße seiner Fahrzeugklasse darstellen. Die Beladung des neuen Crafter soll aufgrund der 1 311 mm weit geöffneten Schiebetür, einer Ladekantenhöhe von nur 570 mm bei den frontgetriebenen Versionen und mithilfe einer optionalen 270°-Öffnung der Hecktüren besonders einfach sein. Zur Ladegutsicherung können optional Verzurr-Schienen in Form von patentierten Airline-Profilen an den Seitenwänden, an der Trennwand, im Dach und im Boden integriert werden.


Eine Vielzahl aktiver Fahrerassistenzsysteme

Weiteren Komfort und einen entsprechenden Sicherheitsgewinn bieten die für den neuen Crafter verfügbaren Fahrerassistenzsysteme: Dank der in dieser Fahrzeugklasse erstmalig zum Einsatz kommenden elektromechanischen Lenkung bietet der neue Crafter eine Vielzahl aktiver Fahrerassistenzsysteme, so VW, wie beispielsweise einen aktiven Spurhalteassistenten (»Lane Assist«), einen Parklenk-Assistenten (»Park Assist«), sowie einen Anhänger-Rangier-Assistenten (»Trailer Assist«).

Hinzu kommen weitere teils optionale Assistenzsysteme wie die automatische Distanzregelung »ACC Follow to Stop«, das Notbremssystem »Front Assist«, die serienmäßige Multikollisionsbremse, der ebenfalls serienmäßige Seitenwind­assistent, eine Müdigkeitserkennung, oder der automatisch auf- und abblendende »Light Assist«. Auch hinsichtlich passiver Sicherheitssysteme stehen neben Front-, Seiten- und Kopfairbags für Fahrer und Beifahrer beispielsweise Rückfahr­kamera, Ausparkassistent (»Rear Traffic Alert«) sowie der eigens für den neuen Crafter entwickelte sensor­basierte Flankenschutz zur Verfügung.


»Mit 0,33 den besten cw-Wert seiner Klasse«

Des Weiteren wurde die Ergonomie des Fahrerarbeitsplatzes optimiert: Auf Wunsch kann ein ergonomischer Schwingsitz mit AGR-Siegel (»Aktion gesunder Rücken«) mit einstellbarer Lordosenstütze und Massagefunktion in drei verschiedenen Varianten geordert werden. Serienmäßig verfügt der neue Crafter bereits über elektrische Fensterheber, Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung sowie praktische und ergonomisch angelegte Verstaumöglichkeiten für Handy, Laptop und Tablet, Zollstock, Arbeitshandschuhe und vieles mehr.

Beim Design-Konzept ist die Verwandtschaft mit dem T6 unverkennbar, sodass der neue Crafter problemlos als »großer Bruder« des so erfolg­reichen Transporters durchgeht und laut VW mit 0,33 den besten cW-Wert seiner Klasse aufweist. In diesem Zusammenhang verwies Eckhard Scholz auch auf die genutzten Synergieen mit dem Pkw-Bereich. Dass VW mit dem Crafter künftig verstärkt im Wohnmobilbereich präsent sein werde, dafür gebe es eine gewisse Erwartungshaltung, so Scholz, da Fiat diesen Markt mit einem Anteil von 90 % dominiere. »Wir sind jedenfalls offen für vieles.«

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