Gewinnung / Aufbereitung / Brechen / Sieben Im Blickpunkt Titelstory

Als »Crossover« will der neue B60E im Steinbruch mit höherer Tonnage und geringeren Verschleißkosten punkten

Lesedauer: min

Von Michael Wulf

Es ist nicht das erste Mal, dass wir ein neues Modell im Steinbruch vorstellen«, sagt Andreas Reinert bei der Maschinenpräsentation Anfang November im Steinbruch der Kalkwerke Oetelshofen bei Wuppertal. »Bereits vor zwölf Jahren sind wir mit dem damals brandneuen Bell B50D durch den deutschen Hartstein getourt. Für viele Experten war damals noch klar: ›Der gehört nicht hierher‹«, beschreibt Reinert die anfängliche Skepsis der Gewinnungsexperten vor dem Einsatz hochkapazitiver Knicklenker in der Förderkette. »Aufgrund der Erfolgsgeschichte unseres Fünfzigtonners, den wir gerade auch in Deutschland vor allem in Gewinnungsunternehmen platzieren konnten, haben wir es heute bedeutend leichter. Unsere Technologie hat sich im harten Gewinnungsalltag bewährt, und auch optisch signalisiert unser neuer Sechzigtonner, dass wir uns eingehend mit den Bedürfnissen stationärer Betriebe beschäftigt haben.«


Allradgetriebener Zweiachser

Mehr als sechs Jahre hat Bell Equipment an der Entwicklung des neuen knickgelenkten B60E (das bauMAGAZIN berichtete in Heft 5/2016, Seite 48) gearbeitet. Bereits frühzeitig entschied man sich für das Konzept eines allradgetriebenen Zweiachsers. »Im klassischen Erdbausegment mit seinen überwiegend temporären Baustellen erfüllen unsere Großdumper nach wie vor den Bedarf an hochgeländegängigen schweren Transportfahrzeugen. Nutzlasten um 45 t lassen sich noch gut in bestehende Ladeflotten integrieren – alles darüber hinaus schafft neue Herausforderungen an die Logistik, die wie die extrem hohen Anforderungen an die 6x6-Fahrzeugtechnik zunächst einmal die Wirtschaftlichkeit in Frage stellen«, erläutert Andreas Reinert. In der überwiegend stationären Gewinnung spielten ultimative Offroad-Qualitäten und niedriger Bodendruck hingegen eine eher untergeordnete Rolle. »Hier zählen hohe Umlaufchargen, wie sie klassische 4x2-Starrrahmenkipper leisten.«

Bell wisse aber aus den Erfahrungen mit seinen Großdumpern B45 und B50, dass Betriebe mit schwieriger Topographie oder sehr wechselhaften Witterungsbedingungen von der großen Wendigkeit eines Knicklenkers und besserer Allrad-Traktion profitieren, so Andreas Reinert. »Vor allem aus diesen Kreisen kamen denn auch die Anfragen nach einem Fahrzeug mit diesen Eigenschaften bei allerdings größeren Kapazitäten im Gesteinstransport.«


55 t Nenn-Nutzlast bei 35 m³ Muldeninhalt

Auf Basis des Bell B50D entstanden so ab 2012 erste Prototypen, die schnell den Weg in Kunden­betriebe in Südafrika fanden. Die Kombination

aus Dumper-Vorderwagen, zuverlässigem Dreh-/Knick­gelenk und neugestaltetem Hinterwagen mit typischer Gesteinsmulde bewährte sich, sodass nach der offiziellen Marktpräsentation im Herbst 2013 eine erste Kleinserie des B60D (Tier 2) in südafrikanischen Steinbrüchen und Tagebauen platziert wurde.

Nach diesem Achtungserfolg und zunehmend auch unter internationaler Beobachtung trieb der Knicklenkerspezialist die Entwicklung weiter voran. Die Übernahme der E-Serien-Großdumperbasis sorgte für ein attraktives Design, neue Antriebs- und Steuerungstechnologien sowie Komfort- und Sicherheitslösungen auf Höhe der Zeit. Die Strukturen von Hinterwagen und Gesteinsmulde wurden weiter optimiert, die anfangs starre Hinterachse wich zugunsten besserer Fahreigenschaften einer federnd aufgehängten 70-t-Achse des deutschen Herstellers Kessler.

Zur Weltpremiere auf der Bauma trat der neue B60E mit den Kenndaten von 55 t Nenn-Nutzlast bei 35 m³ Muldeninhalt (SAE 2:1) und einem Leergewicht von rund 42,5 t an. Im einschließlich des Dreh-/Knick­gelenks weitgehend zum Bell B50E baugleichen Triebkopf arbeitet ein 15,6-l-Reihensechszylinder des angestammten Bell-Motorenpartners Mercedes-Benz/MTU. Das 430 kW starke Aggregat liefert ein maximales Drehmoment von 2 750 Nm und erfüllt EU-Stufe IV/Tier 4final durch ein kombiniertes EGR-/SCR-Verfahren auch ohne wartungsintensive DPF-Nachbehandlung.


 

[4]
Socials